Zum Originalartikel auf den Seiten von Northwest Journal:
 
zurück
- Beleuchtung von Pelzfort und Lager -


Artikel III.
Beleuchtung von Pelzfort und Lager, 1774-1821

von A. Gottfred

Was geschah, nachdem es dunkel wurde?

 

Wie konten Clerks und Partner auf den Pelzhandelsposten nach Einbruch der Nacht sehen, um ihre Kontobücher und Tagebücher zu führen? Wie sahen Voyageure, um am Ende der täglichen Reise Kanus zu reparieren? Wie wurden die Pelzposten für die am Ende des Jahres gehaltenen Bälle beleuchtet?


Kerzenlicht

Pelzhandelsaufzeichnungen machen es klar, daß Kerzen verfügbar waren, aber sie könnten nicht reichlich vorhanden gewesen sein. In seinen Memoiren schrieb David Thompson, daß er im Jahr 1789 studierte, 'mit keinem anderen Licht als eine kleine Kerze' (Glover, 23). 1800 in Chesterfield House der HBC merkte Peter Fidler an, daß er über zweihundert zu Kerzen in den letzten zwei Tagen gemacht hatte (Johnson, 276n). Im Jahr 1808 bemerkte Thompson in seinem Tagebuch, daß er nur für vier oder fünf weitere Nächte genug Kerzen hatte (Belyea, 81). Wachskerzen und Paare von 'Messing Lagerkerzenhalter' scheinen Standardvorräte für das Columbia Department der NWC 1807 und 1808 gewesen zu sein (Dempsey, 38).

Was für Kerzen wurden benutzt? Ein NWC-Bestellformular gibt Wachskerzen an. Diese wurden wahrscheinlich aus Bienenwachs gemacht, möglicherweise gemischt mit Talg. Paraffin war bis etwa 1850 nicht verfügbar (Minhinnick, 161).

Die zweihundert Kerzen, die Fidler machte, waren fast sicher reine Talgkerzen. Ich habe keine Aufzeichnungen gefunden, daß Bienenwachs in den Nordwesten geschickt wurde, und es würde für die HBC wenig Sinn machen, Fidler Bienenwachs statt Kerzen zu liefern. Talgkerzen wurden normalerweise daheim in Kanada gemacht. Im Nordwesten wurde Büffelfett für Pemmikan und für Bratfett aufgehoben, so daß es leicht für Talgkerzen verfügbar gewesen wäre.

Es gibt drei Arten, Kerzen zu machen: das (Aus)Gießen, das Übergießen und das Ziehen. Es gibt keine Beweise, daß Kerzenformen in den Nordwesten gebracht wurden. Abgesehen von Kerzendochten wird kein spezielles Gerät benötigt, um Kerzen zu übergießen oder zu ziehen. Peter Fidler schrieb, daß er altes Leintuch verwendete, um seine Dochte zu machen, aber Baumwolldocht erscheint in den frühen 1800ern auf NWC Inventurlisten.

Wie viele Kerzen würden in einem Jahr verbraucht werden? David Thompson gibt uns einen Anhaltspunkt; im Jahr 1806 bestellte er zwei Pfund Kerzen für 1807 und drei Pfund Kerzen 1808 (Dempsey, 38). Thompsons zwei Pfund Kerzen hätten ihm etwa 112 Stunden Licht oder ungefähr eine Stunde Kerzenlicht pro Tag vom Spätherbst bis zum frühen Frühjahr gegeben.

Ich bin nicht in der Lage gewesen, weitere Informationen über die Paare 'Lagerkerzenhalter' zu finden, die von der NWC ausgeliefert wurden. Sie könnten den Paaren Reisekerzenhalter aus Messing ähnlich gewesen sein, die bei modernen Marketendern verfügbar sind [siehe 'Factor's Cassette', Seite 45-ed ], aber weitere Forschung ist notwendig.

Abgesehen von den Lagerkerzenhaltern erwähnen Tagebücher keine Kerzenhalter oder Laternen. Eine große Vielfalt von Kerzenhaltern wurde im Oberen und Unteren Kanada und den Vereinigten Staaten zu dieser Zeit verwendet und erstreckte sich von teuren Kerzenhaltern aus Silber, Messing und Zinn bis zu bescheidenen Kerzenhaltern aus Tonwaren und Blech. Eine beliebte Art des metallenen Kerzenhalters bestand aus einem hohen Rohr, groß genug, um eine Kerze zu halten, mit einer Basis, auf der die Kerze sitzt, welche verwendet werden konnte, um die Kerze anzuheben, während sie brannte. Es ist möglich das diese 'courting', 'hog-scraper' oder 'piston' Kerzenhalter dazu bestimmt waren, Talgkerzen vor der Hitze der Kerzenflamme zu schützen, so daß sie nicht umbogen. Sie wurden aus Messing, Eisen oder Blech gemacht. (Nachbildungen dieser Rohr-Kerzenhalter sind erhältlich von vielen Marketendern und Museen.)


Was ist mit Laternen und Lampen?

Es gibt keine Beweise für Laternen in irgendwelchen der Tagebücher, Inventurlisten oder Memoiren, die ich gelesen habe. Ein bei Fort George (Alberta) (NWC, 1792- ca.1800) ausgegrabenes durchlöchertes Kupferfragment wurde von Archäologen vorsichtig als 'Teil einer durchstochenen Arbeitslaterne oder möglicherweise einer Reibe oder Sieb' identifiziert (Kidd, 121, 136). Ich meine, daß es wahrscheinlicher Teil eines Siebs für das Sieben des Mehls war. Diese Ausgrabung und die Ausgrabung beim Rocky Mountain House förderten auch Fragmente von klarem Flachglas zutage, das zum Gebrauch in einer Laterne geeignet gewesen wäre; jedoch ist es viel wahrscheinlicher, daß sie für Fenster verwendet wurden oder von Spiegeln kamen, die ihr Silber verloren (Kidd, 128, 142; Edelmann, 142).

Es gibt auch keine Beweise, daß Öllampen (Betty Lampen und crusies) in Pelzforts verwendet wurden, obwohl viele dieser Lampen bei Quebec und Ontario gesammelt wurden (Russell, 54). Betty Lampen wurden im Oberen Kanada von Loyalisten der New Englanders and Pennsylvania Dutch (tatsächlich Deutschen) eingeführt, die nach der Revolution aus den USA auswanderten (Russell, 53). Crusies wurden häufig in Quebec verwendet und waren anscheinend auch in den schottischen Highlands beliebt.


Fackelschein

Was wurde damals nach Einbruch der Dunkelheit draußen als Licht verwendet? David Thompson gibt uns einen Hinweis. In seinem Tagebuch und seinen Memoiren redet er über den Gebrauch von 'flambeaux' (Fackeln), um nachts Fische zu speeren. Das 'flambeaux' wurde aus Birkenrinde oder harziger Tanne gemacht (Glover, 97; Belyea, 55). Frances Ann Hopkins' Gemälde "Canoe Party around a Campfire" (1850er) zeigt einen Voyageur, der eine Fackel hält, um Licht für Kanureparaturen zu geben (Morse, 9).


Feuerschein

Oft war die einzige Lichtquelle der Kamin oder das Lagerfeuer. Als Peter Fidler mit den Chipewyans im Jahr 1791 reiste, erwähnte er, daß er 'ins Zelt kam zur Feuerstelle, um seine Beobachtung auszulesen [aus dem Sextanten]' (Tyrrell, 532). In seinen Memoiren erinnerte sich David Thompson daran, daß er, als er 1795 im Reed Lake Gebiet war, 'weder Talg für Kerzen noch Fischöl für Lampen hatte; das Licht des Feuers ist es, was wir haben zum Arbeiten und Lesen' (Glover, 101).


Schlußfolgerungen

Kerzenlicht, Fackelschein und Feuerschein wurde überall im Nordwesten zwischen 1774 und 1821 zur Beleuchtung verwendet. Wachskerzen wurden wahrscheinlich am wenigsten verwendet, geschlossen aus der Größe von Thompsons Wachskerzenbestellung von 1806. Aus Sicherheitsgründen wurden Fackeln zweifellos nur daußen benützt. Es gibt nur wenige Hinweise für Talgkerzen und Feuerschein, die zur Beleuchtung drinnen verwendet wurden; jedoch wurden die Wohnquartiere der Pelzposten immer mit Feuerstellen zum Wärmen und Kochen ausgestattet. Meine Meinung ist, daß Feuerschein so viel als möglich verwendet worden wäre. Kerzen, soweit verfügbar, wurden wahrscheinlich für diffizile Arbeiten, zum Lesen und Schreiben und möglicherweise besonderen Anlässen wie Tanzen an Weihnachten und Neujahr aufgespart.

 


Bibliograhie

Barbara Belyea (ed.) Thompson, David. Columbia Journals. McGill-Queen's : Montreal, 1994. ISBN 0-7735-0989-5

Dempsey, Hugh A. 'A History of Rocky Mountain House,' in Occasional Papers in Archaeology and History, no. 6, pp 8-53. National Historic Sites Service, National and Historic Sites Branch, Dept. of Indian Affairs and Northern Development : Ottawa, 1973.

Glover, Richard (ed.) Thompson, David. David Thompson's Narrative, 1784-1812. Champlain Society : Toronto, 1962.

Kidd, Robert S. Fort George and the Early Fur Trade in Alberta. Provincial Museum and Archives of Alberta Publication No. 2. Queen's Printer for Alberta : Edmonton, 1970.

Morse, Eric. Fur Trade Canoe Routes of Canada : Then and Now (2d ed.). University of Toronto : Toronto, 1979. ISBN 0-8022-6384-5.

Neumann, George C., and Frank J. Kravic. Collector's Illustrated Encyclopedia of the American Revolution. Rebel Publishing : Texarkana, Texas, 1975. ISBN 0-960566-8-6.

Noble, William C. 'The Excavation and Historical Identification of Rocky Mountain House', in Occasional Papers in Archaeology and History, no. 6, pp 54-163. National Historic Sites Service, National and Historic Sites Branch, Dept. of Indian Affairs and Northern Development : Ottawa, 1973.

Russell, Loris S. A Heritage of Light : Lamps and Lighting in the Early Canadian Home. University of Toronto : Toronto, 1968. SBN 8020-1530-1.


Übersetzung von J. Mühlrath
 
Copyright Northwest Journal ISSN 1206-4203
Zurück zur Artikelübersicht