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- Ein Jahr im Leben einer Kanubrigade -

 

Artikel II.
Ein Jahr im Leben einer Kanubrigade

von J. Gottfred

 

Falls dir aufgetragen wurde, einen Handelsposten im Nordwesten aufzubauen, wie würdest du es tun? Was würdest du mit dir nehmen? Wen würdest du mit dir nehmen? In diesem Artikel liefere ich die Grundlagen, die jeder Inhaber eines Pelzhandelsposten der North West Company für ein erfolgreiches Jahr im Nordwesten benötigen würde.

 

Die Abreise

Als Inhaber würdest du deine Reise am Binnenhauptquartier der North West Company am westlichen Ende des Lake Superior beginnen. Von 1784 bis 1802 war dies Grand Portage am Pigeon River. Der Vertrag von Jay (1794) legte Grand Portage in die Vereinigten Staaten, so daß im Jahr 1802 die Hauptgeschäftsstelle zum Kaministiquia Fluß verlegt wurde. Sie wurde Fort Kaministiquia genannt, bis sie im Jahr 1807 in Fort William umbenannt wurde.

Im Hochsommer trafen sich die Winterpartner aus den westlichen Posten mit den Montréaler Vertretern der Gesellschaft, um das Geschäft für das bevorstehende Jahr zu erörtern. Bei solch einer Besprechung würde es geschehen, daß du angewiesen werden würdest, eine Brigade zu einem geeigneten Standort am Saskatchewan Fluß zu bringen und während des Winters Handel zu treiben, um im nächsten Sommer mit Pelzen zurückkehren.
Bis zu den späten 1700ern hatten sich die Pelzhandelsposten schon so weit nach Westen bewegt, daß vollbeladene Brigaden von den entferntesten Posten vor dem Winter nicht rechtzeitig bis Grand Portage zurückkehren konnten.

Diese Brigaden hielten stattdessen am Depot der Gesellschaft am Rainy Lake, wo sie ihre Felle übergaben und für das kommende Jahr neue Vorräte an Waren aufnahmen.

Nach dem Erhalt deiner Anweisungen bei der Besprechung der Partner in Grand Portage oder Fort William, würdest du in einem leichten Kanu von nur 4,3 bis 4,6 m Länge abreisen, von vier oder fünf Männern gepaddelt, und das nur dich, deine Habe und möglicherweise deine Familie transportiert.

Du würdest deine Brigade einholen, die schon einige Tage vorher von Rainy Lake ausgehend ihre Rückreise angetreten hat.

 

Die Nordkanus (North Canoe)

Deine Brigade ist eine typische Brigade, die aus fünf 'Nordkanus' (canots du nord) besteht. Jedes Nordkanu ist etwa 7,6 m lang und kann ein Gesamtgewicht von etwa 1600 kg Fracht und Mannschaft tragen. Sie alle sind aus Birkenrinde gebaut und wahrscheinlich alle nagelneu.

Jedes Kanu ist mit Standardausrüstung (agrets) ausgestattet: eine Bratpfanne für je zwei Kanus, ein Kessel mit Kesselhaken, eine Blechpfanne, ein Beil, fünf Kabeljauleinen (= codline: dünnes Seil, gedreht aus 18 Schnüren) für's Schleppen, ein Segel und Fallen (Taue zum Setzen eines Segels), Wachstuchplanen (oilcloths) für das Abdecken der Waren, ein Schwamm zum Ausschöpfen, eine Kanuahle, sechs Kilogramm Pechharz, eine Rolle Birkenrinde und ein halbes Dutzend Bündel Fichtenwurzel (wattap) für das Flicken der Kanunähte [1]. Mehrere Stangen werden in den Boden jedes Kanus gelegt, um das Gewicht der Waren gleichmäßig zu verteilen.
Die Voyageure versorgen sich mit ihren eigenen Paddeln und bringen auch lange eisenbeschlagene Stakstangen (perches) mit. Wenn das Flußbett seicht und fest ist, können die 2,5 bis 3 m langen Stakstangen verwendet werden, um das Kanu flußaufwärts voranzutreiben. Die Kanus deiner Brigade haben Namen wie Pied de Loutre, St. Louis und Endeavour [2].

 

Die Männer

Die Angestellten der Gesellschaft fielen in fünf größere Kategorien. Von hochbezahlt bis schlechtbezahlt waren dies: Inhaber, Clerks (Angestellte), Führer, contre-maîtres (Aufseher) und Voyageure.

Der Inhaber ist für die ganze Ausrüstung verantwortlich. Er ist oft ein Winterpartner, kann aber auch ein erfahrener Angestellter sein. Er ist der Chef und als solcher hat er fast absolute Macht über die Männer unter seiner Kontrolle, ähnlich wie der Kapitän eines Schiffes.
Angestellte (commis) helfen dem Inhaber. Sie sind dafür verantwortlich, die Waren im Auge zu behalten und die Männer zu verwalten.
Führer (conductors) sind erfahrene Voyageure, die wissen, wie das Wasser zu beurteilen ist und wie die Kanus während der Reise sicher zu leiten sind. Sie werden für die Sicherheit all der Kanus und Waren persönlich verantwortlich gemacht. Sie haben die Macht, den Lohn der Männer festzulegen [3] .

Aufseher sind ältere Voyageure, die als Vormänner auftreten.
Voyageure sind die Paddler für die Kanus. Sie werden auf der Grundlage ihres Könnens bezahlt. Der Bugmann (avant, devant, ducent) und der Steuermann (gouvernail) sind die am höchsten bezahlten Voyageure, gefolgt von den mittleren Männern (milieux).
Außer vom Inhaber und den Clerks, wird von jedem erwartet zu paddeln. Zusammen werden sie 'die Männer' genannt.
Eine spezielle Fertigkeit, die anerkannt wird, ist der Dolmetscher und Positionen wie Clerkdolmetscher, Dolmetscher und Dolmetscheraufseher werden höher bezahlt als die Führer.
Für eine große Reise wird die Mannschaft jedes Nordkanus normalerweise aus fünf Männern gebildet. Nur vier Männer werden gebraucht, um mit dem Kanu zurechtzukommen. Der zusätzliche Mann hilft die Arbeit zu erleichtern und stellt sicher, daß ein Kanu nicht unterbemannt sein wird, sollte ein Voyageur verletzt sein, krank werden oder schlimmer!
Im allgemeinen gibt es etwa einen Clerk je acht Mann, etwa einen Aufseher je neun Mann. Von der Gesamtzahl von Clerks, Führern, Aufsehern und Voyageuren machen Angestellte 11% der Gesamtsumme, Führer 2%, Aufseher 10% und Voyageure die restlichen 77% aus [4].

In deiner Brigade hast du zwei Clerks, einen Führer, zwei Aufseher und 22 Männer. Dein Aufseher ist auch ein Dolmetscher.
In den fünf Kanus wird die Mannschaft wie folgt gebildet:
Kanu #1: Der Führer plus vier Männer.
Kanu #2: Ein Aufseher plus vier Männer.
Kanu #3: Ein Angestellter plus ein Aufseherdolmetscher und vier Männer.
Kanu #4: Ein Angestellter plus fünf Männer.
Kanu #5: Der Inhaber (du!) plus fünf Männer.

 

Die Vorräte und Gepäck


Weitere Vorräte werden zusätzlich zur Kanuladung mitgenommen. Diese enthalten normalerweise Angelleinen und Netze, ein Faß Pulver und eine Tasche mit Schrot und Kugeln und möglicherweise ein Faß mit Schnaps oder Punsch für die Männer.
Jedes Kanu enthält auch eine wasserdichte Waffenkiste, sowie eine Truhe (Kassette) für den Transport empfindlicher Ware. Kassetten sind spanisch-rot (Rotoxid) und Verpflegungskisten grün (Grünspan) gestrichen.
Zusätzlich zu diesen Sachen ist es jedem der Mannschaft erlaubt, einen 20 kg Beutel mit persönlichen Gegenständen mitzubringen. Clerks und Inhabern wird erlaubt, Truhen für ihre Habe zu verwenden.

Mit Lebensmittel ist jedes Kanu mit etwa drei Scheffeln wildem Reis ausgestattet und zehn Pfund Fett, um ihn darin zu kochen. Mit diesen Vorräten wird das Kanu von Rainy Lake bis Bas de la Rivière Winipic kommen [5].


Die Waren

Die Waren bestehen aus Artikel für den Handel genauso wie aus anderen Teilen, die gebraucht werden, um die Brigade durch das Jahr zu bringen. Jedes Kanu transportiert etwa 20 'Pieces' Waren, wobei jedes 45 kg wiegt. Diese Brigade mit fünf Kanus ist dazu fähig, 4400 kg an Waren allein zu transportieren. Dies beinhaltet nicht drei 45-Kilo Truhen an Clerk- und Inhaberwaren, weder Nahrung, Bordausrüstung und die diversen Vorräte, noch irgendwelches Gepäck der Männer. Es schließt jedoch das Gewicht der Verpackung mit ein.

Waren sind in verschiedene Weisen gepackt. Manche, wie Tabak und Kessel, sind in Ballen (Pieces) gepackt. Schießpulver, Weine und andere Flüssigkeiten, Zucker und Salz, Reis und Gerste, Butter, Fett, Rosinen und Backpflaumen usw. sind in größere oder kleinere Fässer verpackt. Eisenwaren, Hüte, Messer, Waffen, Fallen, Seife usw. sind in Kisten verpackt. Kugeln, Schrot, Mais sind in Säcken verpackt.

Das Gewicht der Verpackungsmaterialien zu bestimmen ist schwierig. Für in Holz gepackte Waren nehmen wir an, daß etwa 33 Prozent des Gewichts Verpackung ist (basiert auf meinen Versuchen mit nachgebauten Kisten). Ballen und Säcke sind viel effizienter. Wenn du annimmst, daß das Gesamtgewicht der Verpackung in der Größenordnung von 30 Prozent war, dann kann eine Brigade mit 5 Kanus etwa 2600 kg unverpackte Ware transportieren.

In deiner Brigade sind die 107 (100 Stücke plus vier Waffenkisten plus drei Kassetten Edelwaren) 45kg-'Pieces' :

4 Ballen mit Tabakzöpfen (carrots).
7 Rollen Tabakstränge (verkauft nach Faden, ca 1,8 m).
4 Ballen mit Kesseln.
4 Kisten mit Gewehren.
8 Beutel mit Bleikugeln.
4 Beutel mit Bleischrot.
8 Fässer mit Schießpulver.
4 Beutel mit Mehl.
4 Fässer mit Zucker.
38 9-Gallonenfässer mit Spirituosen.
4 Kisten mit Eisenwaren.
18 Ballen mit Ware [6].

Die vier Kisten mit Eisenwaren enthalten Ahlen, Feuerstähle, Beile, Äxte und Messer, Eismeißel, Feilen, Sägen, Nägel, Angelhaken, eiserne Pfeilspitzen, Schließen und Scharniere etc.

Drei Kassetten enthalten feine Dinge wie Hüte und Kleidung, Handelssilber und Bänder, Strumpfbänder und Orris(?)-Litzen usw.

Die 18 Ballen Ware (etwa 500 kg unverpackt) können alles enthalten, was gehandelt oder für den Pelzhandelsposten gebraucht wird, das nicht schon erwähnt wurde. Sachen wie Decken und Kapoten, Stoff, Jacken, Hemden und Hosen, Schuhe, Nadeln, Perlen, Sashes, Falkenglöckchen, Mützen, Tabakdosen, Ringe, Knöpfe, Kämme, Schnur, Federn, Feuersteine und Krätzer für Gewehre, Taschentücher, Pulverhörner, Medikamente, Spielkarten, Tonpfeifen, Schreibstifte, Bücher für die Aufzeichnungen und Löschpapier, Tintenpulver, Scheren, Leggins, Seife, Strümpfe, Tee, Fingerhüte, Zinnoberrot, Stecknadeln, Rasiermesser, Gartensämereien, Bestecke, Westen etc. (Für weitere umfassende Informationen über Waren siehe 'Compendium of Material Culture', Northwest Journal, Band X, Seiten 8-37).


Die Ladung

Ein typisches Kanu transportiert deshalb folgendes:

20 Packen, jeder 45 kg schwer, zusammen 900 kg
5 Mann Besatzung mit je 80 kg, zusammen 400 kg
das Gepäck der Besatzung, zusammen 100 kg
1 Truhe mit 45 kg
1 Gewehrkiste mit 45 kg
Bordausrüstung und Vorräte mit einem Gesamtgewicht von etwa 250 kg
Ersetze alle drei Kanus einen Angestellten oder Inhaber mit 80 kg Vorräte.

Die komplette Brigade ist in der Lage, 28 Personen (2250 kg), 1000 kg Bordausrüstung und Vorräte, 10 Gewehrkisten und Truhen (450 kg), 500 kg persönliches Gepäck und 4500 kg Waren zu transportieren. Insgesamt hat die Brigade eine Kapazität von etwa 9000 kg.

Es sollte beachtet werden, daß die Zusammensetzung von Brigaden variierte. Wenn du die zu transportierenden Waren maximieren wolltest, dann könnte ein Nordkanu mit nur vier Mann bis zu 28 Packen aufladen. (Eine Brigade mit fünf Kanus könnte dann 6300 kg reine Waren transportieren!) Wenn du Leute transportieren möchtest, kann jedes Nordkanu acht oder neun Personen fassen.
George Simpson beschrieb die Kanus der North West Company im Jahr 1820 als "neu und gut gebaut aus gutem Material, wohlbemannt, eine wasserfeste Gewehrkiste und Kassette für die feinen Sachen in jedem und das Gepäck mit neuen Öltüchern bedeckt, kurz: gut ausgerüstet in jeder Hinsicht... ' [7]


Die Reise

Bei der Ankunft an Bas de la Rivière Winipic wird jedes Kanu mit vier Säcken Pemmikan von je 45 kg neu versorgt, um es nach Cumberland House zu bringen. In Cumberland Haus erhält jedes Kanu zwei 45 kg Säcke mit Pemmikan, die reichen, bis die Kanus die Ebenen erreichen, wo die Angestellten und der Inhaber bereitgestellte Pferde nehmen, um auf dem Rest der Strecke Büffel zu jagen.
Die Kanus reisen 16 Stunden jeden Tag. Nachts werden die Kanus ausgeladen, umgekippt und wieder abgedichtet. Der Kanukessel wird zum Aufkochen gebracht und zwischen ein und eineinhalb Kilogramm Pemmikan hineingeworfen. Die Clerks bauen das Zelt des Inhabers auf und ihr eigenes, während die Männer unter die umgekippten Kanus kriechen, um zu schlafen.
Vor Morgendämmerung verpacken die Männer die Zelte und beladen die Kanus neu. Sie werden am Vormittag wegen des Frühstücks anhalten, sobald die Sonne vollständig oben ist und sie ein paar Stunden gepaddelt sind.

Die Mannschaften segeln die Kanus, wann immer es möglich ist. Die Kanus können nur vor dem Wind herlaufen, weil Kanus keinen Kiel haben und so nur wenig Seitenstabilität haben, um sie davon abzuhalten, beim Halsen seitwärts zu laufen. Es ist für Kanus gefährlich, wenn die Wellen zu hoch werden, weil die ganze Länge des Kanus vom Wasser unterstützt werden muß oder es sonst auseinander brechen wird [8]. Wenn die Voyageure aufgrund schlechten Wetters nicht reisen können, nennen sie es dégradé (erniedrigt) zu sein; dies kommt vom Ausdruck der französischen Seeleute, 'vom Kurs abgebracht worden zu sein durch Tiden oder Wetter'.

Generell paddeln die Mannschaften die Kanus flußaufwärts, wenn aber die Strömung oder der Gegenwind zu stark wird, greifen sie zu den Stakstangen, und letztlich verwenden sie die Kabeljau-Leinen, um die Kanus flußaufwärts zu ziehen.
Die Kanus selbst sind gebrechlich. Jedes Biegen des Kanus reicht aus, gerade in schwerem Wasser, das kalte, spröde Pechharz zum Brechen und zum Abplatzen von den Nähten zu bringen, was zum Lecken des Kanus führt.
Vollständig beladen haben die Kanus etwa 15 cm Freibord. Diese Tatsache, verbunden mit der Natur des Pechharzes, schließt aus, jedes Wildwasser zu befahren. Es ist Aufgabe des Führers, zu entscheiden, wie jede Stelle Wildwasser bewältigt wird, auf die man stößt. In einigen Fällen, wo eine vollständige Portage erforderlich ist, werden all die Packen aus den Kanus entfernt und um die Stromschnellen herumgetragen. Manchmal wird nur eine Halbentladung erforderlich sein, wo nur einige Stücke ausgeladen werden, um mehr Freibord zu schaffen, und die Kanus durch das rauhe Wasser getreidelt werden.
Die Kanus werden nicht direkt auf das Ufer gepaddelt, weil das Abschaben, das es mit sich bringt, katastrophal für das Pechharz ist. Stattdessen bringen die Mannschaften die Kanus nahe an's Ufer, tragen den Inhaber auf trockenen Boden und laden die Packen aus. Das leere Kanu wird dann aus dem Wasser herausgezogen und an Land getragen.
Sobald die Ebenen erreicht sind, werden einige Pferde erworben. Dies erlaubt dem Inhaber und den Angestellten, Büffel und anderes Wild zu jagen. Da du zusätzliche Männer in den Kanus hast, kannst du auch einige der Männer sich der Jagd nach frischem Fleisch anschließen lassen, um die Brigade mit Nahrung zu versorgen.

Man kann sich das wunderbare Gefühl von Freiheit und Abenteuer nur schwerlich vorstellen, das der Inhaber einer solchen Brigade genossen hat. Oben, aus dem Flußtal heraus, bist du frei, die ausgezeichnete Landschaft zu genießen. Du bist frei, die Begeisterung der Jagd zu genießen und den Triumph über die Beute, und dann die Aufgabe, das frische Büffelfleisch zuzubereiten, den bereitwilligen Händen der Männer zu übergeben.
An anderen Tagen bist du frei, in deinem Kanu zu faulenzen, während sich die Männer abmühen, und wenn sich die Gelegenheit bietet, Enten, Gänse und Schwäne mit deinem getreuen Fowler-Gewehr herunterzuschießen. Wirklich berauschende Tage.
Viele Inhaber scheinen ihre eigenen persönlichen Schußwaffen nur für solche Abenteuer besessen zu haben; hochwertige Waffen, mitgebracht aus Montreal oder sogar England. Die vielleicht bekannteste Waffe ist der doppelläufige Fowler von Alexander Henry dem Jüngeren.


Auf dem Weg kommt die Brigade an anderen Posten vorbei. Vor der Ankunft mußt du die Brigade außer Sicht des Postens anhalten, um den Männern zu erlauben, sich aufzufrischen, ihre beste Kleidung anzuziehen, die Flaggen herauszunehmen usw. Deine Brigade sollte laut singend ankommen. An jedem Posten erhältst du ein herzhaftes Willkommen und einen eifrigen Austausch an Neuigkeiten. Die verschiedenen Posten sind immer in Kontakt miteinander und ein stetiger Strom an Briefen, Fracht und angeforderten Vorräten und Waren fließt zwischen ihnen. Deine Brigade wird jetzt ein wichtiger Teil dieses Firmenpost-Systems, und Briefe und vielleicht einige Waren, die für Posten weiter flußaufwärts bestimmt sind (oder 'oben', wie sie sagen), werden dir zweifellos anvertraut.
Langsam werden sich die langen, heißen Sommertage wandeln, je weiter deine Brigade ins Binnenland vorstößtt. Die Blätter beginnen sich zu färben und die Nächte werden kälter. Bald prangen gelbe Blätter an den Espen und Pappeln, an denen du vorbeikommst, und Frost ist jeden Morgen auf dem Kochkessel. Ende September hat deine Brigade den Oberlauf des Saskatchewan River erreicht. Es ist Zeit, sich für den Winter einzurichten.

 

Sich auf den Winter vorbereiten

Die erste Aufgabe ist, einen geeigneten Standort für den Aufbau eines Postens zu finden.
Du brauchst eine flache Stelle, am liebsten mit guten Beständen an Fichte oder Hartholz in der unmittelbaren Umgebung. Es ist auch sehr wichtig, eine Stelle mit einem reichlichen Vorrat an weißem oder blauem Lehm in der Nähe zu finden. Dieses Material ist notwendig, um die Ritzen in den Wänden zu verstopfen, das Dach abzudichten, als Mörtel für die Kaminsteine und in einigen Fällen sogar für den Bau des Kamins selbst. Du brauchst Wiesen zum Grasen für die Pferde und leichten Zugang zu frischem Wasser. Der Posten sollte nicht direkt am Ufer stehen; der Saskatchewan ist berüchtigt für sein Hochwasser. Du wirst letzendlich eine Stelle finden müssen, die eine Terrassenebene höher als der Fluß ist. Höchstwahrscheinlich wirst du mindestens 100 Meter vom Wasser entfernt und 15 Meter höher als der Fluß sein. Entlang des Saskatchewans sind die meisten Posten auf den Ebenen oberhalb der Ufer gut untergebracht, was zu aufreibenden Aufstiegen von etwa 100 Meter Höhe mit 45 kg schweren Packen führt über eine Entfernung von 800 Meter oder mehr, um den Posten zu erreichen.
Falls du zu spät ankommst und der Boden gefroren ist, denke daran, daß du dir ein Bild machst, wie es sein wird, wenn der Boden einmal im Frühjahr auftaut. Einige Posten wurden in Sümpfe gebaut und mußten umziehen!
Die nächste Aufgabe ist gewöhnlich, das Warenlager zu bauen. Stämme werden geschlagen und behauen, und eine Sägegrube wird gegraben. Die unteren Schwellbalken werden gelegt, und darauf werden zwischen zwei genuteten, senkrechten Pfosten gezapfte Balken bis zu einer Höhe von zwei Meter oder so aufeinander gelegt. Zwei Kanthölzer von etwa vier Meter Länge werden senkrecht an jedem Ende des Hauses gesetzt, auf denen der Firstbalken ruht. Halbierte Stämme werden dann vom Firstbalken zu den Seiten geführt. Die Lücken zwischen den Stämmen werden mit Lehm verschmiert und das Dach wird mit Erde, Stroh usw. bedeckt, - alles, was dazu beiträgt, das Dach dicht zu bekommen. Ein verbreitetes Problem. Beim Warenlager werden nur die Außenwände mit Lehm verschmiert, so daß Schmutz das darin gelagerte Fett usw. nicht verunreinigt.

Fußbodenbretter werden gespalten oder gesägt, und ein erhöhter Fußboden wird im Gebäude verlegt. Eine Tür wird gebaut. Für die Scharniere wird ein Bolzen mit Öse unten und oben in die Tür geschlagen und zwei Bolzen mit Zapfen werden in den Türrahmen geschlagen. Die Ösen rutschen dann über die Zapfen und die Tür ist eingehängt. Eine Schließe wird befestigt, die Waren reingebracht und die Tür mit einem Vorhängeschloß verschlossen.

Sobald die Waren einmal vor sowohl den Männern als auch den Einheimischen gesichert worden sind, ist das nächste Gebäude das des Inhabers und der Clerks. Dem folgt ein Haus für die Männer.
Feuerstellen werden in den Räumen eingerichtet, oft in der Mitte längs einer Innenwand, die den Raum in zwei Hälften trennt, jede mit einer Feuerstelle, die sich zusammen einen Kamin teilen.
Fenster werden mit dünnen Pergamenthäuten abgedeckt, obwohl manchmal auch ein oder zwei kleine Stücke Glas ins Fenster des Inhabers gesetzt werden könnten.
Die Aufstellung der Gebäude variierte; manchmal wurden alle Gebäude einzeln und in der Form eines 'U' angeordnet, mit den Quartieren des Inhabers und der Clerks an der Basis des U. Das Lagerhaus und die Quartiere für die Männer bildeten die zwei gegenüberliegenden Arme [9].
Manchmal wurden die Gebäude in der Form eines 'H' angeordnet, mit den Quartieren der Clerks und den Quartieren der Männer an den gegenüberliegenden Enden des Warenlagers angebaut, - dies ist sicherer für die Waren, bis eine Palisade gebaut werden kann.
Palisaden ermöglichen eine leichte Verteidigung, schützen den Garten vor Tiere und halten Schneedrift ab; sie sollten hinzugefügt werden, wenn es die Zeit erlaubt. Bei älteren, wichtigeren Handelsposten wurden normalerweise zusätzliche Häuser für Händler hinzugefügt, Keller und Speichergruben gegraben, um bis zum späten Frühjahr Eis zu haben, Bastionen wurden errichtet, Fensterläden gebaut usw.

Beispiele sind die beste Art, ein Gefühl dafür zu bekommen, was wahrscheinlich im ersten Jahr in einem neuen Posten erreicht werden kann. Duncan Cameron beschrieb, wie er und seine Männer am 5. Oktober 1804 den Bau eines neuen Postens begannen: 'Wir alle waren zum Arbeiten eingesetzt: vier Männer, um zu bauen, einer, um Bretter für die Türen, Bauholz für die Böden und Regale für den Laden zu zimmern, die zwei Anderen, um sich um das Netz zu kümmern. ' [10] Zweiundzwanzig Tage später bemerkt er, ' wir kamen in unser Gebäude, das jetzt wetterfest ist, aber innen nicht fertiggestellt ist; es ist zwölf Meter lang und sechs Meter breit, getrennt in ein Zimmer und ein Schlafzimmer für mich, einen Laden und ein Zimmer für meine Männer, drei Meter lang über die ganze Breite des Hauses. Das einzig gute Material, das ich hier zum Bauen fand, ist ausgezeichneter Lehm, sehr weiß, der es uns ermöglichte, das Haus sehr warm zu machen und zwei gute Kamine zu bauen. Ich hatte, und habe immer noch, meinen Anteil an der Arbeit zu machen, da die Männer sehr ungeschickt beim Bauen sind, aber immerhin werden wir ein ziemlich ordentliches Haus für diesen Teil der Welt haben. ' [11]

Als die North West Company den Pembina River Handelsposten im Jahre 1797 baute, begann der Bau am 28. September und endete am 8. November. In dieser Zeit baute die Brigade ein Gemeinschaftshaus, einen Laden und ein großes Haus, 21 Meter lang, plus zwei kleine Häuser. Der Inhaber und acht Männer lebten im großen Haus und der Rest in den zwei kleineren [12].

Einer der besten Berichte über den Bau eines Postens wird von Alexander Henry dem Jüngeren gegeben. Am 10. September 1800 begannen die 13 Männer von Alexander Henry den Bau des Park River Handelsposten. Sie begannen damit, Holzschaufeln herzustellen (um einen Graben auszuheben, in den die Palisadenstämme gesetzt wurden), fällten Baumstämme und mähten Heu für die Bedeckung des Daches. Das erste Gebäude, das fertiggestellt wurde, war das Lagerhaus, das sie am nächsten Nachmittag fertig hatten. Sie brachten die Waren hinein und Henry verschloß die Tür mit einem Vorhängeschloß. Weil sie Schwierigkeiten mit den Sioux erwarteten, wies er dann seine Männer an, jeder solle 50 Stämme mit vier Meter Länge fällen, mit denen eine Palisade zu bauen sei. (Beachte, daß alle Männer mit dem Bau des Postens beschäftigt waren, da Henry Einheimische anstellte, um für sie zu jagen.) Am 14. begannen die Männer, die Pfosten für die Palisade zu setzen. Mit dem Einhängen der Tore waren sie am 21. fertig. Während die Arbeit an zwei Bastionen weiterging, begannen sie, Bäume für ein Wohnhaus und einen Laden zu fällen. Die Männer brachten dann ihre Zelte hinter die Palisaden und Henry schlug seines auf dem Boden einer der Bastionen auf (etwa 3 Meter über dem Boden), da er so einen besseren Überblick über ganze Angelegenheit bekommen konnte.
Am 27. September erlebten sie ihren ersten schweren Frost und das Eis auf dem Wasser in ihren Kesseln war einen halben Zentimeter dick. Den nächsten Tag begannen die Männer, Kamine aus Lehm zu bauen. Das ganze Fort, das aus Palisade, zwei Bastionen, einem Lagerhaus, Wohnhaus und Laden bestand (komplett mit kleinem Keller), wurde nach 36-tägiger Arbeit am 15. Oktober beendet. Henry liefert eine erstaunliche Liste aller beim Bau des Forts verwendeten Materialien, katalogisiert 3.113 Stücke an Bauholz und sonstigen Holz plus eine 17 Meter lange Stange für einen Fahnenmast [13]. Sobald der Posten fertig war, schickte Henry seine Männer aus, um 120 Bündel Feuerholz zu schneiden in Vorbereitung auf den Winter.


Die Beziehungen zu den Einheimischen

Dies ist für einen Inhaber vielleicht der wichtigste Aspekt des Pelzhandellebens, den er verstehen muß.
Im allgemeinen sind die Beziehungen zu den Einheimischen gut. Es ist notwendig, diese Beziehung äußerst zu pflegen. Einheimische liefern nicht nur die Felle, die du zu bekommen versuchst, sondern sie liefern auch Nahrung in der Form von getrocknetem Fleisch und Fett. Sie stellen Jäger und Dolmetscher zur Verfügung, besorgen sowohl den Bau von Schneeschuhen, Mokassins und liefern das Leder für die Herstellung von Pemmikansäcken usw, als auch Pferde. Manche stellen im Winter auch Unterkünfte für einige der Männer. Enge Verbindungen zu den lokalen Einheimischen sind auch äußerst wichtig für die Verteidigung des Postens. Du brauchst Informanten, die dich wissen lassen, wie die Leute dich empfangen und, die dir von Kriegen erzählen, die unter den anderen Stämmen herrschen usw.

Bei der Ankunft am neuen Handelsstandort mußt du sofort lokale Einheimische für die Jagd einstellen und damit sie die lokale Bevölkerung mitbringen. Wenn die Leute ankommen, mußt du versuchen, sie davon zu überzeugen, zwei Dinge zu tun: erstens, Biber zu jagen und die Häute richtig vorzubereiten und zweitens, jene Häute im Frühjahr zu dir zu bringen und nicht zu einem Posten der Konkurrenz.

Es gibt zweierlei, was dir hilft, deine Ziele zu erreichen. Erstens, die Führer jeder Gruppe zu identifizieren. Finde jene Männer, die in der Lage zu sein scheinen, die Meinungen der anderen umzustimmen. Dann 'befördere' diesen Mann zum 'Häuptling' oder 'Handelskapitän'. Gib ihm einen guten roten Mantel mit Goldtressen, um ihn als deinen speziellen Freund herauszustellen. Gib ihm einige Geschenke, lobe und schmeichle ihm, so daß er eher geneigt ist, die anderen zu ermutigen, das zu tun, was du möchtest. Sage ihm, daß die Leute Biber jagen müssen und daß sie den Biber zu dir bringen müssen. Sag ihm, daß, wenn er dieses tut, die Leute in der Lage sein werden, die Häute gegen all die guten Dinge zu tauschen, die du mitgebracht hast, sage ihm auch, daß du ihm eine zusätzliche Belohnung gibst, wenn er all die Leute dazu bringt, im Frühjahr mit Fellen zurückzukehren.

Das Zweite, und wahrscheinlich wirkungsvollere, was du tun kannst, ist, den Leuten Kredit zu geben. Verkaufe ihnen Waren im voraus. Gib ihnen Gewehre, Töpfe, Fallen, etwas Indianerum und dann sage ihnen, wie viele Biber sie für jene Waren schulden. Im Ganzen sind die Leute aufrichtig, und sie tun ihr Bestes, um die Schuld im Frühjahr mit Fellen zu begleichen. (Es schmerzt auch nicht, wenn dein 'Häuptling' sie an ihre Verpflichtungen erinnern muß!)

Vergiss nie, daß die Einheimischen hartnäckige Kunden in jedem Sinn des Wortes sind. Auf der einen Seite sind sie geschickte Feilscher und mit einem rivalisierenden HBC-Posten, manchmal nur wenige Meter von deinem weg, können Geschäfte wegen Kleinigkeiten platzen. (Alexander Henry erregt sich über einen Handel, den er wegen einer Feder verlor, die die Männer der Bay nebenan liefern konnten!) Desweiteren sind die Leute, mit denen du umgehst, nicht Londoner Damen, sondern sie sind starke Leute, die in einem unversöhnlichen Land gediehen sind. Du mußt sie richtig behandeln. Scheue dich nicht, einige Meter Tabak zu verschenken, - dies wird ziemlich stark erwartet -, und der gute Wille, den er bewirkt, hilft die Leute zu ermutigen, ihre Schulden zurückzuzahlen.

Obwohl die meisten Einheimischen vertrauenswürdig sind, kann es ein paar schlechte Charaktere geben, die deine Waren mit Gewalt nehmen möchten. Du mußt dich vergewissern, daß du immer genug Männer im Posten hast, so daß du nicht verwundbar scheinst. Wenn du schwach scheinst, kannst du sicher sein, schließlich Schwierigkeiten zu bekommen; wenn du stark aussiehst, sowohl in Anzahl als auch in Entschlossenheit , dann wirst du einer großen Zahl Schwierigkeiten vorbeugen. Mehr als einmal hat ein Inhaber zur Plünderung entschlossene Indianer mit wenig mehr als einer herausfordernden Rede abgewiesen, aber du wirst nicht wünschen, in einer solchen Lage zu sein.

Wenn du wenig Vorräte und Platz hast, kannst du die Einheimischen dafür bezahlen, einige deiner Männer aufzunehmen und über den Winter zu versorgen. Die Männer werden es begrüßen und es hilft, für eine Ablenkung während des langen Winters zu sorgen.Viele Männer, die du schickst, um mit den Einheimischen zu leben, nehmen Ehefrauen, und du kannst diesen neuen Pool an geschickten Arbeitskräften das Jahr über nutzen, um viele nützliche Erfordernisse zu erfüllen.

 

Den Winter überleben


Der Winter setzt jetzt ein, und du ziehst dich in den Komfort deines neuen Hauses zurück, um mit den rußenden Kaminen, den engen Zimmern und den langen dunklen Nächten zu leben. Davon abhängig, wo du bist, kann es sein, daß dann und wann Einheimische ankommen, um einige kleine Geschäfte zu machen oder Kredit zu erhalten. Du mußt die Jäger bezahlen und deine Männer können Netze unter dem Eis auslegen, um Fische zu fangen. Du kannst immer mehr Holz für Feuer hacken, und müßige Hände können Tische, Stühle, Regale usw. machen.

Wenn Weihnachten bevorsteht, kann es sein, daß du zu einem nahegelegenen Posten reisen möchtest, um die anderen Inhaber zu treffen. (Dies gibt dir auch eine Chance, mit jemand anderem englisch zu sprechen, da dein Französisch wahrscheinlich für Anweisungen an die Männer ausreicht, aber nicht so gut ist, um eine Konversation zu genießen.) Ein Weihnachtsessen ist immer ein Anlaß, besonders bei den etablierten Posten. Sie haben für den Abend reichlich Genüsse, einschließlich mehrerer Weinsorten plus Weinbrand und Punsch, ein gutes Essen mit Plumpudding und vielleicht Schokolade. Der Inhaber tut sein Bestes, um so zivilisiert wie möglich zu sein, und fast sicher werden von den Herren Porzellanteller und echte Gläser verwendet. Das große Ereignis für den Abend ist der Tanz. Alle Männer von den nächsten Posten (Konkurrent oder nicht) werden eingeladen, und alle werden ohne Zweifel eine schöne Zeit haben.

Vergiss nicht, den Voyageuren an Weihnachten und dem Neuen Jahr etwas Rum und einen freien Tag zu geben, oder du verursachst viel schlechte Stimmung. (Erwarte nicht, daß in den folgenden drei Tagen irgendwelche Arbeit bei ihnen herauskommt!)

 


Der Frühjahrshandel


Wenn das Frühjahr kommt, beginnt der Handel ernsthaft. Die Einheimischen beginnen sich wieder zu sammeln, nachdem sie sich den Winter über in kleinere Gruppen geteilt hatten. Diese größeren Gruppen steuern dann dem Posten zu, um ihre Schulden zurückzuzahlen und Extras zu kaufen, die sie sich leisten können.
Von einigen ausgesandten Männern wirst du zweifellos von der nahe bevorstehenden Ankunft einer dieser Gruppen unterrichtet werden. Es ist wichtig, daß du diesen Boten eine Drachme und einige Meter Tabak gibst, um als Geschenk für die Hauptgruppe zu dienen. Du mußt dann eine so gut wie nur mögliche Vorstellung bringen. Du mußt deine beste Kleidung tragen. Selbst wenn es nicht Sonntag ist, mußt du die Fahne hissen, und am besten ist es, wenn du eine zusätzliche Fahne oder zwei hast, um sie an Stangen zu befestigen und deine Männer tragen zu lassen, fast wie eine Ehrenwache.

Wenn du die Hauptgruppe siehst, wie sie sich nähert, mußt du die Tore in Willkommenstellung öffnen und hinausgehen, um auf sie zu stoßen. Je weiter du hinausgehst, um sie zu treffen, umso größer ist die Ehre, die du erweist. Du wirst von den Anführern der Gruppe begrüßt. Du mußt ihnen ein paar Geschenke geben, um deine Großzügigkeit zu zeigen und wie großartig du bist. Du solltest sich von weiterem Tabak, einigen Decken usw. trennen. Der Anführer zeigt dir dann, wie groß er ist und gibt dir wahrscheinlich ein Pferd und einige Felle. Sei nicht um den relativen Wert dieser 'Geschenke' besorgt; wie du feststellen wirst, haben sich am Ende der Handelssitzung ihre jeweiligen Werte geklärt und es gleicht sich aus.

Du mußt jetzt die Einheimischen ins Fort einladen. Während sie ankommen, lasse deine Männer einen Salut mit ihren Gewehren schießen. Wenn du Zeit gehabt hast, einen Laden zu bauen, dann lade deine einheimischen Gäste in die 'Indianer-Halle' innerhalb des Ladens ein. Eine Indianer-Halle ist besonders bei lästigen Einheimischen äußerst nützlich. Sie hält sie alle unter Kontrolle, so daß sie nicht im Posten umherlaufen und Unfug machen, und sie bietet einen Ort, um vor dem Wetter geschützt zu sitzen, während du die Waren verteilst, sobald der Handel vollendet ist.

Sobald die Gruppe sich in der Halle niedergelassen hat, wirst du entdecken, daß sich die wichtigsten Männer herausgelöst haben, die nahe zu dir sitzen. An diesem Punkt mußt du mehr Tabak reichen, und jeder wird rauchen. Einheimische haben viele Überzeugungen und Aberglauben was die Pfeife und das Rauchen betrifft. Du mußt diese Überzeugungen mit Achtung behandeln, ganz gleich, wie lächerlich oder fremd sie dir erscheinen. Es wäre töricht, gegen sie zu verstoßen, weil sie ihre Felle leicht zu deinem Rivalen bringen könnten. Du solltest auch jedem Anwesenden eine Drachme geben.

Du wirst jetzt ersucht, eine lange Rede zu halten (die sogenannte 'harangue'). Du mußt davon erzählen, wie froh du bist, daß sie gekommen sind, um ihre Schulden zu begleichen und daß du weißt, daß sie eine Menge gute Pelze haben usw. Die wichtigen Männer machen dann lange Reden, in denen sie die Freundschaft zusichern, über die Qualität des Schießpulvers klagen usw.

Der Handel beginnt jetzt ernst zu werden. Die erste Aufgabe ist, die Felle jedes Mannes einzusammeln und ihren Wert in guten Biberfellen zu bestimmen (was die HBC 'Biber machen' nennt). Um die Voraussetzungen zum Biber machen zu erfüllen, muß ein Biberfell groß sein, richtig gedehnt und getrocknet und richtig entfleischt sein. Die meisten herbeigebrachten Biberfelle fallen am Standard gemessen klein aus, besonders im ersten Jahr. Fuchs, Marder, Wolf, Büffelroben, Leder, getrocknetes Fleisch usw. haben alle einen entsprechenden Wert in Bieber, entsprechend dem Handelsstandard (im Sinne von Preisstandard. Anm. d. Übers.), der zur Zeit in Kraft ist. Deine Clerks notieren die Namen aller Männer und den Wert in Bieber der Felle, die sie gebracht haben. Bei jenen, denen Kredit gewährt wurde, wird der Wert dann verrechnet.

Du gehst dann das Verfahren durch, jedem Mann zu erlauben, zu entscheiden, was er als Gegenleistung für den Wert in Biberfellen will. Du solltest sicherstellen, daß der Laden Muster aller geführten Waren hat, so daß die Einheimischen sie ansehen können. Dieser Prozeß wird ebenso vom Handelsstandard bestimmt, der in Kraft ist. Es ist wichtig, zu wissen, daß der Wert der Waren nicht sehr variiert, und er nur langsam variiert. Von einem Jahr zum Nächsten gibt es ein bißchen Unterschied im Preisstandard. Es ist wichtig, den Standard nicht zu ändern, oder es gibt Probleme für jene mit Kredit oder die, die auf eine bestimmte Sache sparen, - ein rascher Weg zu Schwierigkeiten!

Ein Beispiel für einige Artikel von einem HBC-Handelsstandard listet Kessel mit 1 Gallone für 18 Bieberfelle, Kessel mit 3 Quarts für 16 Bieberfelle, 2 Quarts für 9 Bieberfelle und ein Pint für 1 Bieberfell auf. Gewehre aller Längen waren 14 Bieberfelle wert, Schießpulver 1 Bieberfell pro Pfund und Schrot aller Art zu vier Pfund entsprach 1 Bieberfell. Tabak lag durchschnittlich bei 1 Bieberfell pro Pfund, Perlen bei 4 Bieberfellen pro Pfund, Beile, Eismeißel und Feilen alle jeweils bei 1 Bieberfell, 4 Feuerstähle pro Bieberfell, Decken bei 7 Bieberfellen, Tuch lag zwischen 2 und 5 Bieberfellen pro Yard, Schnaps bei 4 Bieberfellen pro Gallone, und Messer gab es 4 pro Bieberfell [14].

Sowie jeder Mann entscheidet, was er will, sollten es deine Clerks neben seinem Namen aufzeichnen. Wie im Herbst, ist es eine gute Idee, einen Kredit an jene zu vergeben, die gezeigt haben, daß ihnen vertraut werden kann.

Sobald alle Männer entschieden haben, wogegen sie tauschen, kann jeder Mann wiederum zum Lagerhaus gebracht werden, wo seine Waren unter wachsamer Aufsicht überreicht werden. (Die Clerks müssen diese Transaktionen aufzeichnen, sowie sie auftreten). Es ist am besten, wenn die anderen zum Rauchen im Laden bleiben und eine weitere Drachme bekommen, bis dieser Vorgang fertig ist.

Das beste Vorgehen an dieser Stelle ist dann, sicherzustellen, daß sie alle den Posten verlassen, denn wenn die Trinkgelage beginnen, werden sie wahrscheinlich wild werden.

 


Vorbereitungen für die Rückreise


Im frühzeitigen Frühjahr sollten alle deine Männer zum Posten zurückgekehrt sein. Viele, die bei den Einheimischen einquartiert waren, bringen ihre Countrywives (= einheimische Ehefrau, aus dem Land) mit, genauso Felle, die sie selbst während des Winters gefangen haben. Sie können diese Felle der Gesellschaft für Sachen aus dem Laden verkaufen. Sie können auch Sachen kaufen, indem der Wert von ihren Löhnen abgezogen wird. Deine Clerks müssen alle diese Geschäfte im Auge behalten.

Es kann sein, daß du einen oder zwei der Arbeitsverträge der Männer erneuern mußt. Wenn solch ein Mann Schulden bei der Gesellschaft hat, müssen sie diese Schuld abzahlen, bevor sie entlassen werden können. Du wirst erkennen, daß die meisten in Schuld zur Gesellschaft stehen und außerstande sind zu zahlen, und so erneuern sie ihren Vertrag als ihr einziges Mittel, ihre Schulden zu begleichen. (Du streichst die Altschuld für den neuen Vertrag.) Es ist möglich, daß bei einem deiner Männer eine Vertragserneuerung ansteht, er keine Schulden bei der Gesellschaft hat und nicht zu erneuern wünscht. In diesem Fall mußt du entscheiden, ob du ihn nach Montréal zurückschickst oder ihm erlaubst, im Nordwesten als ein 'Freier' zu bleiben und mit dir rege zu handeln, wie es die Einheimischen tun.

Du darfst nicht vergessen, den Männern ihre jährliche 'Ausstattung' zu liefern. Als Teil des Arbeitsvertrags jedes Mannes sind sie zu bestimmten Waren (Kleidung, Tabak, usw.) aus deinem Geschäft berechtigt. Jene Männer, die einheimische Ehefrauen genommen haben, sind auch zu einigen Vorräten für ihre Familie berechtigt. (In der Tat wurde dies schließlich solch eine Belastung für die NWC, daß Ehen mit einheimischen Frauen nach 1806 stark eingeschränkt wurden.) Wieder müssen die Clerks alle diese Geschäfte aufzeichnen.

Du wirst eine Fellpresse bauen müssen und die gesammelten Felle müssen stramm in 45 kg Pieces (Ballen, Packen) gepackt werden, mit Russia Sheeting (eine bestimmte Segeltuchart) eingepackt und mit Rohlederschnüren gebunden. Die Stücke werden von Angestellten markiert und in einer Frachtliste notiert und dann zurück ins Lagerhaus gebracht, wo sie auf die Verladung warten.

Als Inhaber kannst auch du eine bedeutsame Anzahl an 'privater Fallenstellerei' haben, Felle, die du persönlich während des langen Winters gesammelt hast. Die Regeln deiner Stellung bei der Gesellschaft erlauben es dir, diese privaten Felle auf Kosten der Gesellschaft zu transportieren und sie unabhängig zu verkaufen. Es ist eine der Vergünstigungen, die den Winterpartnern erlaubt sind, um sie dafür zu entschädigen, daß sie ihre Tage in der Wildnis verbringen müssen.

Deine Männer können jetzt damit beginnen, die Kanus vorzubereiten. Du erzieltest gute Einkünfte aus deinem Handel und hast die Männer ein zusätzliches Kanu bauen lassen. (Wenn keine Birkenrinde verfügbar ist, kannst du immer ein geklinkertes Boot aus lokalem Holz oder ein Bateau machen.)

Als letztes ist das Eis vom Fluß. Es ist an der Zeit, daß deine Brigade abfährt. Die Kanus werden in das Wasser gesetzt, die Felle eingeladen und mit Öltüchern (oilcloths) bedeckt. Die meisten kleinen Posten sind den Sommer über verlassen. Zurückgelassene Hartwaren sollten irgendwo in oder nahe deinem Posten versteckt werden; gib beim Verbergen deines Versteckes acht, weil die Einheimischen bekannt dafür sind, in die Handelsposten zu kommen und die Dielen hochzuheben, sobald die Kanus verschwinden.

Deine Brigade besteht jetzt aus sechs Kanus. Manche der neuen Countrywives der Männer reisen jetzt als Paddler mit ihren Männern. Diese zusätzliche Arbeitskräfte erlauben es dir, alle sechs Kanus zu besetzen.

 

Die Rückreise

Die Rückreise ist sehr ähnlich der Hinreise, nur ein wenig schneller, da du normalerweise mit der Strömung reist. Im Frühsommer bist du wieder am Rainy Lake angekommen, wo deine Männer ihre Felle abliefern und eine neue Ladung Waren für die Rückreise aufnehmen. Noch einmal steigst du auf ein schnelles Expresskanu um und reist rasch nach Grand Portage oder Fort William, um die anderen Winterpartner zu treffen. Dort berichtest du über deinen Handel am neuen Posten und planst für das bevorstehende Jahr. Du nützt die Gelegenheit, um dich mit mehr Annehmlichkeiten einzudecken, sammelst einige Zeitungen, Bücher, Modemagazine usw., und nach einem kurzen Aufenthalt bist du noch einmal auf deinem Weg, deine Brigade zu treffen.

 

Anmerkungen:

[1] Simpson, 166-167; Hannon, 82.

[2] Masson 1:291; Masson 2:286, Back, 133

[3] Henry (the Elder), 14

[4] From data supplied in Masson for 1804. Masson, I:395-413

[5] Henry (the Younger), II:395.

[6] From an example in Henry (the Younger), I:5-6

[7] Simpson, 19

[8] Hood, 112

[9] Burley, Hamilton, & Fladmark, 54

[10] Masson, II:293

[11] Masson, II:297

[12] Chaboillez, 280, 286

[13] Henry (the Younger), I:42-75

[14] Ray, 66-67

 

Literaturverzeichnis:

Back, Admiral Sir George. Arctic Artist : The Journal and Paintings of George Back, Midshipman with Franklin, 1819-1822. C. Stuart Houston, ed. Commentary by I. S. McLaren. McGill-Queen's University Press : Montreal, 1994. ISBN 0-7735-1181-4

Burley, David K.; J. Scott Hamilton; Knut R. Fladmark. Prophecy of the Swan: The Upper Peace River Fur Trade of 1794-1823. UBC Press: Vancouver, 1996. ISBN 0-7748-0544-7.

Chaboillez, Charles (Sr.) "Journal of Charles Jean-Baptiste Chaboillez". Harold Hickerson, ed.. In Ethnohistory 6 (Fall, 1959), pp. 265-316.

Hannon, Leslie F. Redcoats and Loyalists. Natural Science of Canada Ltd. : Toronto, 1978.

Henry, Alexander (the Elder) Travels and Adventures in Canada and the Indian Territories Between the Years 1760 and 1776. James Bain, ed. Hurtig : Edmonton, 1969.

Henry, Alexander (the Younger). The Journal of Alexander Henry The Younger 1799-1814. Barry Gough, ed. The Champlain Society/University of Toronto Press : Toronto, 1988. ISBN 0-9693425-0-0.

Hood, Robert. To the Arctic by Canoe 1819-1821 : The Journal and Paintings of Robert Hood, Midshipman with Franklin. C. Stuart Houston, ed. McGill-Queen's University Press : Montreal, 1974. ISBN 1-7735-1222-5.

Masson, L. R. Les Bourgeois de la Compagnie du Nord-Ouest, 2 vols. Reprint– Antiquarian Press : New York, 1960. Originally published 1889-90.

Ray, Arthur J. Indians in the Fur Trade : their role as trappers, hunters, and middlemen in the lands southwest of Hudson Bay 1660-1870. University of Toronto : Toronto, 1974. ISBN 0-8020-2118-2.

Simpson, George. Journal of Occurrences in the Athabasca Department by George Simpson, 1820 and 1821, and Report. E. E. Rich, ed. Hudson's Bay Record Society/Champlain Society : London, 1938.

 

Übersetzung von J. Mühlrath
 
Copyright Northwest Journal ISSN 1206-4203
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