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- Feuer machen mit Feuerstein und Stahl -

 

Artikel II.
Feuer machen mit Flint und Stahl.

Von J. Gottfred


Ein 'gewußt wie' mit allen Aspekten, wie man ein Feuer auf die Art des achtzehnten Jahrhunderts durch Verwendung von Flint und Stahl macht, von einem Herrn, der es erfolgreich getan hat.

(Siehe auch "Tips für schnelle Feuer mit Flint undStahl")

Ich bin immer von der Idee fasziniert gewesen, mit Flint und Stahl ein Feuer anzuzünden. Ich habe oft in zeitgeschichtlichen Romanen gelesen, wie jemand nach seiner Zunderdose griff und sich einen Stumpen anzündete. Aussagen dieser Art klingen, als sei es so einfach wie ein Streichholz anzünden, aber war es wirklich so einfach und schnell?

 

Frühe Fehler
Viele Überlebens- oder Pfadfinderbücher geben verschiedene Anleitungen, wie man ein Feuer mit Flint und Stahl entfachen kann. Diese Bücher schlagen verschiedene Materialien vor, von denen angenommen wird, den Funken aufzufangen. Ich habe viele von ihnen ausprobiert, und ich kann beweisen, daß die Leute, die die Bücher schrieben, jenes offensichtlich nie ausprobierten! Ich probierte all die folgenden Materialien ohne Erfolg: Zunderholz (die pulvrige, trockene Fäule aus dem Inneren von umgestürzten Stämmen), Cottonwood-Flocken, feines trockenes Gras, feine Holzspäne, trockenes Moos und verschiedene Flechten. Keines dieser Materialien funktionierte, obwohl sie alle ausgezeichnetes Anzündmaterial waren, sobald ich aufgab und ein Streichholz verwendete.

Das Problem gelöst
Für einen Anhaltspunkt wandte ich mich meiner Kopie des Oxford Universalwörterbuchs zu, das Zunder als "eine leichtentzündliche Substanz, verwendet um ein Feuer zu entzünden, insbesondere verkohltes Leinen" definierte [Kursivschrift von mir]. Etwa zur selben Zeit stolperte ich über einen Artikel übers Feuer anmachen von Herrn Warren Boughton, worin er beschreibt, wie verkohlter Stoff hergestellt wird. Ich folgte Herrn Boughtons Rezept, und die Ergebnisse waren erstaunlich. Wenn ein Funke verkohlten Stoff traf, schafft er eine winzige rote Stelle, die langsam wächst wie ein glühender Feen-Reigen. Es ist unmöglich, es auszublasen; in der Tat, je mehr Wind, um so besser, da der Funke einfach heißer und heißer wird. Die einzige Art, ihn auszumachen, ist durch Ersticken (was den Rest des verkohlten Stoffs für den weiteren Gebrauch erhält) oder ihn mit Wasser zu tränken (was den verkohlten Stoff ruiniert). Die erstaunliche Sache ist, daß es mit der Zauberkraft von verkohltem Stoff bei windigem Wetter leichter ist, ein Feuer mit Flint und Stahl zu entfachen, als wenn man ein Streichholz verwendet!

Herstellung von verkohltem Stoff
Hier ist nun, wie man seine eigene Zunderdose zusammenstellt, so daß man ein Feuer auf dieselbe Weise machen kann, wie es die Leute vor zweihundert Jahren taten. Zuerst brauchst du etwas Stoff. Leinen ist der traditionelle Stoff, aber 100% Baumwolle funktioniert auch gut, und ist viel billiger! Du mußt sicher sein, nur völlig natürliche Stoffe zu verwenden. Dies aus zwei Gründen; erstens existierten Kunststoffe vor zweihundert Jahren nicht, und zweitens verkohlen sie nicht -sie schmelzen und lassen dich mit einem unbrauchbaren Mist zurück! Schneide das Tuch in Stücke. Ich war erfolgreich mit quadratischen Flicken von fünf Zentimeter, aber ich würde vorschlagen, daß du mit Flicken beginnst, die auf einer Seite etwa zehn bis zwölf Zentimeter lang sind.
Danach mußt du eine kleine Blechdose mit einem festsitzenden Deckel finden. Eine kleine lackierte Büchse würde funktionieren. Ich habe sowohl eine kleine Tabakdose mit Schraubdeckel als auch eine Teebüchse mit Erfolg verwendet. Du mußt zwei kleine Löcher einschlagen, eins im Deckel und eins im Boden der Dose. Die Löcher sollten im Durchmesser weniger als drei Millimeter haben. Du solltest zwei kleine Zweige zur Hand haben, etwa fünfzehn Zentimeter oder länger und so zugeschnitten, daß sie gut in die Löcher passen, die du in die Dose schlugst. Ein Zange wird benötigt, um die heiße Büchse sicher aus dem Feuer zu holen.
Mache ein Feuer und lasse es absterben, bis du eine nette Schicht knallheißer Kohlen hast. (Du könntest auch einen Holzkohlengrill dafür verwenden, wenn das angenehmer ist.) Wenn es das erste Mal ist, daß du deine Dose verwendest, würde ich nachdrücklich vorschlagen, daß du sie ins Feuer gibst, um jeglichen Anstrich oder Öl abzubrennen, die auf der Büchse sein könnten. Wenn du es nicht tust, ruinieren diese Materialien deinen ersten Stapel verkohlten Stoffs. Wenn das Blech schwarz ist und sich der Anstrich abgeschält hat, nimm es aus dem Feuer heraus, lasse es abkühlen und bürste die Asche ab. Es bleibt ein dunkler, marmorierter Stahleffekt übrig, der einen gewissen Zauber hat.
Sobald deine Büchse sauber geworden ist, lege die Stoffstücke hinein und schließe den Deckel. Stelle die Büchse auf oder nahe an die Kohlen und beobachte sie sorgfältig. Das Geheimnis, Stoff zu verkohlen, ist, daß es ein anaerober Prozeß ist - die chemische Umwandlung des Tuchs tritt nur in der Abwesenheit von Sauerstoff auf. Wenn Luft anwesend ist, dann verkohlt das Tuch nicht; statt dessen wird es zu Asche verbrennen und unbrauchbar sein. Wenn das Tuch erhitzt wird, entstehen flüchtige Gase, die das Innere der Büchse rasch füllen und die Luft herausdrücken. Diese Gase ziehen dann nach außen durch die winzigen Löcher oben und unten ab. Du siehst, wie sich diese heißen Gase entzünden, wenn sie mit der Luft zusammenkommen, und winzige Flammenstrahlen kommen aus beiden Enden der Büchse heraus. Ebenso kommt viel Rauch aus den Löchern der Büchse heraus, und dies ist, worauf du achten mußt. Wenn die Menge des Rauchs abebbt, drehe die Büchse um; dies stellt überhaupt das Verkohlen des Stoffes sicher und verursacht normalerweise eine Zunahme der Rauchmenge. Sobald der Rauch aufgehört hat, aus den Löchern herauszukommen, dann ist der Heizprozeß fertig. Nimm mit Hilfe deiner Zange die Büchse aus dem Feuer heraus und verstopfe die zwei Löcher sofort mit den Zweigen. Wenn Luft in die Büchse hineinkommt, während sie noch immer heiß ist, dann verbrennt das Tuch zu Asche. Lege die Büchse beiseite und warte zehn Minuten zum Abkühlen, bevor du sie öffnest.

Probleme, die beim Verkohlen auftraten
Richtig verkohlter Stoff sollte ein einförmiges Schwarz sein. Falls noch Farbe im Stoff zurückblieb, dann erhitztest du ihn nicht lang genug oder die Büchse war nicht heiß genug. Ich habe herausgefunden, daß es ein minderes Produkt ergibt, wenn man es ins Feuer zurückstellt, um etwas mehr zu erhitzen. Ich würde vorschlagen, daß du von neuem ganz von vorne anfängst. Der Stoff sollte nicht rußig sein, obwohl die Stücke direkt neben den Löchern in der Büchse dazu tendieren, so zu sein. Das Tuch, obwohl weich, sollte nicht zerfallen, unter seinem eigenen Gewicht nicht auseinanderfallen oder aus Asche sein. Richtig verkohltes Tuch erfordert eine sanfte Kraft, um es zu zerreißen, und es sollte keine schwarzen Marken auf den Fingern zurückbleiben, wenn es berührt wird. Wenn dies geschieht, dann hast du das Tuch überhitzt oder Luft ist entweder während oder nach dem Erhitzen in die Büchse gekommen. Wenn die Büchse beim Erhitzen über ein sehr dunkles Rot erhitzt wird, so habe ich herausgefunden, kann dies zu einem zu starken Verkohlen führen; die Büchse braucht nur heiß genug zu sein, um den Rauch dazu zu bringen, aus den Löchern zu strömen. Obwohl es sich anhört, als sei es schwierig, es richtig hinzubekommen, ist es in Wirklichkeit nicht. Warte nur, bis der Rauch aufhört aus den Löchern zu strömen, warte vielleicht noch dreißig Sekunden länger zur Sicherheit, dann verschließe die Löcher und du wirst ein brauchbares Produkt bekommen. Die Zeitdauer, die es für das Heizen braucht, variiert und hängt von der Menge Stoff ab, die du in der Büchse hast. Ich tue im allgemeinen nur ungefähr ein Dutzend Stücke auf einmal in eine kleine Büchse, und es braucht normalerweise nur etwa fünf Minuten zum Heizen, aber ich schaue nie nach der Zeit, ich beobachte immer den Rauch.

Funken erzeugen
Um das Kohletuch zu nutzen, mußt du einen Funken generieren. Du brauchst ein Stück harten, hoch kohlenstoffhaltigen Stahl. Als ich anfangs begann, verwendete ich den blanken Stahlgriff einer Metallfeile. Später, als ich einen lokalen Schmied dazu brachte, eine Nachbildung eines Feuerstahl für mich zu machen, brachte ich ihn dazu, es aus einer alten Feile zu machen, die er im Laden hatte. Jede andere Art Stahl, die ich ausprobierte, war zu weich, um einen guten Funken zu produzieren. Glücklicherweise sind alte Eisenfeilen relativ leicht zu finden. Als Feuerstein habe ich Flint, Jaspis und örtlich gefundenen Hornstein verwendet. Du kannst diese Materialien von einem Steinstudio oder Edelsteinschleiferei-Lieferanten erhalten.
Ich halte den Flint in einer Hand und schlage ihn mit einem Abwärtsschlag mit dem Stahl. Als ich die Eisenfeile verwendete, bekam ich Funken, die funktionieren würden, aber sie waren schwach. Sobald ich eine Nachbildung eines Feuerstahls hatte, war ich in der Lage, Funken zu generieren, die ein paar Fuß weit sprangen und schmerzten, wenn sie auf meiner Hand landeten, - das ist die Art von Funken, die du zu erzeugen strebst! Wenn du deine Funken zischen hören kannst beim Fliegen, weißt du, daß du dein Ziel erreicht hast!

Eine Flamme erzeugen
Wenn du das erste Mal versuchst, ein Feuer zu machen, schlage ich die folgende Methode vor. Lege ein anständiges Nest kleines Anzündmaterial auf den Boden. Suche ein ordentliches Stück Kohletuch als Zunder aus und lege es oben auf das "Nest". Halte deinen Flint über den Stoff und schlage darüber weg! Wenn sich ein Funke gefangen hat, hebe das Büschel Anzündmaterial auf und falte es um das Tuch herum. Halte es über die Höhe deines Gesichts (um zu vermeiden, Rauch in die Augen zu bekommen) und blase sanft. Innerhalb von wenigen Sekunden sollte dein Bündel in Flammen aufgehen. David Thompson schrieb über die 'Kanadier' (Voyageure), daß sie ihren Zunder in der Luft schwenkten, um eine Flamme zu bekommen. Es funktioniert, aber blasen ist leichter zu steuern, wenn du ein Anfänger bist.
Sobald du ein wenig Übung gehabt hast, kannst du eine andere Methode versuchen, die ich jetzt die ganze Zeit verwende und die großartig ist, wenn der Boden schneebedeckt oder naß ist. Nimm dein Stück Zunder und falte es zu einem kompakten Quadrat. Lege diesen oben auf einen flachen Feuerstein, so daß der Rand des Zunders genau neben der Kante ist, wo du zuzuschlagen vorhast. Halte den Flint und den Zunder fest mit deinem Daumen und schlage. Eher häufiger als selten fängt der Zunder einen Funken bei meinem ersten Schlag. Dann lege ich meinen Feuerstahl und Flint weg und nehme eine Handvoll trockenes Anzündmaterial aus meiner Zunderbox heraus, lege den Zunder darauf, falte es dann darüber und weg bin ich. Wenn ich rauchte, könnte ich wahrscheinlich meinen Stumpen direkt mit dem kompakten glühenden Zunder anzünden. Ein Stück Zunder auf diese Weise zu falten ist auch eine großartige Sache, die Hitze zu steigern, die wirklich hilft, wenn dein Anzündmaterial Späne oder dünne Spreißel sind, die du mit einem Messer von deinem großen Anmachholz gespalten hast. Mit etwas Übung bin ich in der Lage gewesen, einen lodernden Haufen kleines Anzündholz in weniger als 20 Sekunden zu erzeugen. Mit mehr Praxis habe ich keinen Zweifel, daß ich diese Zeit verbessern kann!

Verwendung des Brennglases
Eine andere Art, einen Funken auf deinen Zunder zu bekommen, ist die Verwendung eines 'Brennglases'. Ein Vergrößerungsglas der Sherlock Holmes Art beginnt sofort, deinen Zunder zum Glimmen zu bringen. Meine Zunderbüchse, welche ich von einem Anbieter für Reproduktionen in den Vereinigten Staaten kaufte, hat einen festsitzenden Klemmdeckel, der auch ein Vergrößerungsglas enthält. Ich verwende es, um meinen Zunder, den Feuerstahl und etwas Anzündmaterial für nasse Wetterbedingungen aufzubewahren. Es sieht authentisch aus und funktioniert großartig! (Wie oft hast du den Spruch gehört 'halte deinen Zunder trocken'? Nun, jetzt mußt du es tatsächlich tun!)
Verkohlter Stoff scheint vor zweihundert Jahren der Universalzunder gewesen zu sein, aber was verwendeten die Leute, als Stoff ein zu wertvolles Erzeugnis war, um es zu verbrennen? Was verwendeten die Voyageure, Händler und Indianer? In seiner Schilderung bemerkte David Thompson, daß 'ein Kanadier es nie versäumt, Feuerschwamm für seine Pfeife zu haben.' (Seite 199.) Feuerschwamm ist eine Art Pilz, der auf Baumstämmen wächst. Die Voyageure verkohlten diesen wahrscheinlich, um ihn zu Zunder zu machen. In der Tat vermute ich, daß fast jegliches verkohlte organische Material als Zunder funktioniert. Alle jene Materialien, die ich vor langer Zeit in ihrer 'rohen' Form ausprobierte, hätten, einmal verkohlt, wahrscheinlich ganz gut funktioniert.

Verwendung alter Feuerreste
Was ist, wenn dir verkohlter Stoff ausgegangen ist? Ich habe Erfolg mit Hilfe der Reste vom Feuer des Vorabends gehabt durch Verwendung meines Messers, um zu der tiefen verkohlten Schicht eines teilverbrannten Stamms hineinzuschneiden. Solch eine Schicht fängt und hält Funken, jedoch nicht so leicht wie mit verkohltem Tuch. Wenn die Sonne scheint und du ein Brennglas hast, kannst du es dazu bringen, in wenigen Sekunden heiß zu glühen.

Das ist alles, was es dazu gibt! Es ist überraschend leicht und schnell, sobald du etwas Praxis gehabt hast. Beginne zu experimentieren, und wenn du Vorschläge oder Kommentare hast, schreibe bitte dem Herausgeber und sie werden in der 'Company Dispatches' Spalte gedruckt.

 

Literaturverzeichnis:

Thompson, David. David Thompson's Narrative, 1784 - 1812. Richard Glover ed. Champlain Society: Toronto, 1962.


(siehe auch "Tips für schnelle Feuer mit Flint und Stahl" )


Übersetzung von J. Mühlrath
 
Copyright Northwest Journal ISSN 1206-4203
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