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                     Die North West Company war nie eine Gesellschaft im modernen 
                      Sinn des Wortes. Sie besaß keinen Handelsbrief. Eher 
                      bestand sie aus gelegentlichen Zusammenschlüssen verschiedener 
                      kleiner Gruppen wie Organisatoren, Kaufleuten, Pelzhändler 
                      und Forschern, die oft auch alles gleichzeitig oder abwechselnd 
                      betrieben. Einige waren Frankokanadier, andere kamen während 
                      der unruhigen Jahre des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges 
                      nach Montreal. Die meisten waren Hochlandschotten, die noch 
                      ihre herrliche Treue und ihre erbitterten Fehden pflegten 
                      wie in ihrer Heimat; sie waren stolze, empfindsame, manchmal 
                      unbarmherzige Männer, vorwärts getrieben von dem 
                      beständigen Verlangen, herauszufinden, was hinter der 
                      nächsten Biegung des Flusses lag, sowohl bildlich gemeint, 
                      als auch buchstäblich. 
                      Als 1779 in Montreal die erste NWC Partnerschaft gegründet 
                      wurde, war der Pelzhandel Nordamerikas Hauptindustrie und 
                      das einzige wichtigere Geschäft der britischen Kolonie 
                      in Quebec; bis auf zwei schmale Vorstöße zum 
                      Missouri und zum Unteren Ende des Athabaskasees blieb der 
                      Kontinent jenseits vom Winniepegsee eine unbekannte Wildnis, 
                      deren Ausdehnung man zwar ahnte, aber nicht kannte. In den 
                      frühen Jahren des neunzehnten Jahrhunderts hatte die 
                      NWC jenes Drittel des Kontinents erforscht und erschlossen, 
                      das schließlich als der Nordwesten bekannt wurde. 
                      Die Partner hatten Montreal etabliert, das, wie seine Gegner 
                      klagten, beinahe das ganze heutige Kanada beherrschte, außer 
                      den Provinzen am Meer. Aufgrund der enormen Ausdehnung hatten 
                      die Hersteller in England, den USA und Westindien bereits 
                      starke finanzielle Wurzeln geschlagen. Durch ihre Hauptteilhaber, 
                      die Firma McTavish, Frobisher (später McTavish, McGillivrays 
                      & Co.) und die Londoner Firma McTavish, Fraser & 
                      Co. hatte die NWC den Pelzhandel bis hin nach dem heutigen 
                      Oregon und Britisch-Kolumbia organisiert und darüber 
                      hinaus weiter bis auf die europäischen Märkte, 
                      sowie einige Unternehmungen auf See nach China und sogar 
                      in die Hudson Bay. In den Worten von Stewart Wallace, der 
                      viel dazu beigetragen hat, ihre Geschichte der Vergessenheit 
                      zu entreißen, haben die Männer der NWC "einen 
                      halben Kontinent erobert und ein Handelsimperium errichtet, 
                      wie es wenigstens Nordamerika noch nie erlebt hat." 
                      Fünf Männer stehen in dieser unternehmungslustigen 
                      Gesellschaft weit über ihren Gefährten: Simon 
                      McTavish, der erste Organisator, der zusammen mit seinem 
                      Neffen William McGillivray den Konzern beinahe von Anfang 
                      an beherrschte, sowie Alexander McKenzie, David Thompson 
                      und Simon Fraser. Ihre Geschichte muß neben der Griechischen 
                      Tragödie eingeordnet werden. Sie beschworen ihren eigenen 
                      Untergang herauf, indem sie ihre Konkurrenten zu aktiven 
                      Widerstand reizten: Die Hudson Bay Company. 
                      Die meisten großen Ereignisse werden durch vergleichsweise 
                      geringe und unklare Ursachen ausgelöst; so kann man 
                      sagen, daß die Herrenhutmode zur Gründung der 
                      NWC und damit zur letztendlichen Entdeckung des weiten Nordwestens 
                      führte. 
                       
                      Der historische Hintergrund 
                    Anfänge des Pelzhandels 
                      Nordamerikas Reichtum an Pelztieren löste das europäische 
                      Vordringen in die nördliche Hälfte des Kontinents 
                      aus. Die bei den wohlhabenden Klassen in Europa so beliebte 
                      Pelzmode schuf einen einträglichen Markt für Felle 
                      aller Art. Am wertvollsten war der Biber, dessen weiche, 
                      flaumige Wollhaare das beste Material für die Herstellung 
                      von Herrenfilzhüten war. 
                      Für den Pelzhandel lebenswichtig war der Kontakt mit 
                      den Indianern, die die Tiere wegen ihrer Häute jagten. 
                      Und während die unersättliche Nachfrage nach Biberfilzhüten 
                      und pelzverbrämter Kleidung in Europa den Markt auslöste, 
                      schuf eine ähnliche Nachfrage der nordamerikanischen 
                      Eingeborenen nach europäischer Ware den Antrieb, die 
                      unbearbeiteten Felle zu sammeln. 
                    Pelzhandel in Neufrankreich 
                      Der Kampf um die Kontrolle über Nordamerikas Pelztiergebiete 
                      hängt eng mit einem Großteil der kanadischen 
                      Geschichte zusammen. 
                      Während des siebzehnten Jahrhunderts stießen 
                      die Franzosen von ihrer Kolonie am St. Lawrence Fluß 
                      aus westwärts vor, um die Herrschaft über neue 
                      Gebiete mit reichem Pelzbestand zu erlangen. Schließlich 
                      dehnte sich ihr Gebiet vom St.Lawrence Golf zum Golf von 
                      Mexiko und westlich zu dem Vorgebirge der Rocky Mountains 
                      aus. Erste Hindernisse für den kontinentalen Ehrgeiz 
                      der Franzosen entstanden durch die Holländer, dann 
                      auch durch die britischen Händler, die in Albany am 
                      Hudson River im heutigen Staat New York stationiert waren. 
                      Nach Gründung der Hudson Bay Company im Jahre 1670 
                      entstand weiterer Wettbewerb durch Händler an den Ufern 
                      der Hudson Bay, die ihr Basisgeschäft in London hatten. 
                    Französische Forts am Kaministikwia 
                      Als die Franzosen westwärts vom Lake Superior wanderten, 
                      erhielt der Kaministikwia River strategische Bedeutung als 
                      Verbindung zwischen den großen Seen und dem Nordwesten. 
                      Auf halben Wege durch den Kontinent gelegen, verbindet der 
                      Kaministikwia die Thunder Bay am westlichen Strand des Lake 
                      Superior mit der Landhöhe, die den Atlantik und Hudson 
                      Bay trennt. Nach kurzem Transport führt das System 
                      des Rainy River zum Lake Winnipeg, von dem aus sich der 
                      Saskatchewan River durch die Ebenen zum Athabaskaland und 
                      zu den Rocky Mountains ausbreitet. So war der Zugang zum 
                      Kaministikwia der Schlüssel zum gesamten nordwestlichen 
                      Viertel des nordamerikanischen Kontinents. 
                      Archäologische Ausgrabungen haben gezeigt, daß 
                      die nordamerikanischen Ureinwohner den Kaministikwia schon 
                      ca. 2.000 Jahre vor dem ersten Eintreffen der Europäer 
                      in dieser Gegend genutzt hatten. Die berühmten französischen 
                      Händler und Forscher Radisson und Groseilliers waren 
                      vermutlich die ersten, die die westlichen Ufer von Lake 
                      Superior erreichten, aber das erste feste Gebäude in 
                      dieser Gegend wurde vor drei Jahrhunderten im Jahre 1679 
                      von Daniel Greysolon und Sieur Dulhut (Duluth) an der Mündung 
                      des Kaministikwia erbaut. Fort Camanistigoyan und sein in 
                      der Nähe erbauter Nachfolger, von Zacherie de la Noue 
                      im Jahre 1717 errichtet, dienten den Franzosen als Basis 
                      für ihre Expeditionen ins Inland auf der Suche nach 
                      Pelzen und nach der Nordwestpassage zum Meer im Westen. 
                      Die berühmtesten unter diesen Abenteurern waren Pierre 
                      LaVerendrye und seine Söhne, die den französischen 
                      Pelzhandel an seine Grenzen führten, vielleicht sogar 
                      bis in die Rocky Mountains. 
                      In den 1730er Jahren gaben die Franzosen den Kaministikwia 
                      auf, nachdem sie die kürzere und einfacher zu befahrende 
                      Pidgeon River Route zum Rainy River und dem Westen entdeckt 
                      hatten. Obwohl die Gegend um Fort Caministigoyan weiterhin 
                      von den Franzosen nach Fellen durchkämmt wurde, wurde 
                      nun Grand Portage im heutigen Nordminnesota das neue Depot 
                      für den nordwestlichen Handel. 
                    Die britische Eroberung und der Pelzhandel 
                      Nach der britischen Eroberung Neufrankreichs im Jahre 1760 
                      kamen Händler aus England und dessen amerikanischen 
                      Kolonien nach Kanada und erlangten die Herrschaft über 
                      den französischen Pelzhandel. Bald befand sich Alexander 
                      Henry im großen Verteilungszentrum der Franzosen in 
                      Michilimackinac (Mackinaw) an den Engpässen zwischen 
                      dem Huronsee und dem Michigansee. Es dauerte nicht lange, 
                      bis Händler auch westlich von Lake Superior zum Winniepegsee 
                      vordrangen. in den 70er Jahren erreichten sie den Saskatchewan 
                      River und verdienten Vermögen beim Handel mit den Indianern, 
                      - Indianern, die ihre Pelze bis dahin zur Hudson Bay gebracht 
                      hatten. Die alte Fehde zwischen Montreal und der Hudson 
                      Bay Company ging weiter wie zuvor. 
                      Andererseits gelang es Montreal, sich die alte Konkurrenz 
                      in Albany zumindest zeitweise einzuverleiben. In den 1760er 
                      Jahren gewann Montreal im Handel in den früheren französischen 
                      Territorien zwischen den Alleghenies und dem Mississippi 
                      die Oberhand über Albany. Aber der Erlaß von 
                      Quebec aus dem Jahre 1774 schloß diese Kolonie an 
                      Quebec an und schloß gleichzeitig amerikanische Siedler 
                      aus dieser Gegend aus. Um aus dem Handel auf diesem weitläufigen 
                      Markt Nutzen zu ziehen, zogen viele Händler von Albany 
                      nach Montreal. Aber, während er den Handel von Albany 
                      nach Montreal verlegte, wurde der Erlaß von Quebec 
                      eine der Herausforderungen, die zur amerikanischen Revolution 
                      führten, da er verhinderte, daß sich die amerikanischen 
                      Kolonien der Ostküste sich nach Westen ausbreiten konnten. 
                    Die amerikanische Revolution und der Pelzhandel 
                      Während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges 
                      lockten die geschäftlichen Vorteile der Treue zu England 
                      weitere Glücksritter nach Montreal. Aber, trotz dieses 
                      Aufschwungs im kanadischen Handel, wirkte die amerikanische 
                      Revolution am Ende ungünstig für den Pelzhandel 
                      am St.Lawrence. Wie ihre französischen Vorgänger 
                      trieben die anglo-amerikanischen Kaufleute ihren Handel 
                      sowohl im Süd-, als auch im Nordwesten der Großen 
                      Seen. Aber der Friedensschluß von 1783, der die förmliche 
                      Anerkennung der Vereinigten Staaten von Amerika gewährte, 
                      dehnte die Grenze der USA bis westlich vom Mississippi aus. 
                      Diesem folgte zunächst Jay's Vertrag von 1794, mit 
                      dem die Engländer ihre Stützpunkte auf amerikanischem 
                      Boden aufgaben, sodann der Kauf von Louisiana im Jahre 1803, 
                      durch den die USA spanische Territorien westlich des Mississippi 
                      erwarben. Durch dieses beständige Abbröckeln des 
                      südwestlichen Handels konzentrierte Montreal jetzt 
                      seine Hauptenergie auf die stillen abgelegenen Gegenden 
                      des Nordwestens. Gleichzeitig wurde in den USA die Grundlage 
                      für das Entstehen eines Konkurrierenden Pelzhandelsimperiums 
                      geschaffen, das wiederum von Albany aus kontrolliert werden 
                      sollte.  
                     
                      Formen des Montrealer Pelzhandels 
                    Konkurrenz im Norden und Süden 
                      Im frühen neunzehnten Jahrhundert erfuhr der Pelzhandel 
                      in Montreal also die gleiche Art des Wettbewerbs von zwei 
                      Seiten, die er unter den Franzosen erlebt hatte. Im Norden 
                      zogen die Engländer von ihrem Stützpunkt an der 
                      Hudson Bay aus landeinwärts. Im Süden wanderten 
                      die Amerikaner westlich am Missouri entlang. Der beständige 
                      Kampf gegen diesen Widerstand bildet den Hintergrund für 
                      das Schicksal der North West Company und seinem Hauptquartier 
                      im Binnenland, dem Old Fort William. 
                    Mit dem Handel zu den Eingeborenen 
                      Zusammen mit diesen Rivalitäten erbten Montreals Händler 
                      andere Formen des französischen Handels. Wie ihre Vorgänger 
                      trugen auch sie den Handel zu den Eingeborenen auf deren 
                      eigenen Jagdgründen. Sie begannen auch, Verbindungen 
                      mit den Eingeborenen durch Geschenke und Heiraten zu festigen. 
                      Eine Frau "aus dem Land" zu nehmen, wurde für 
                      die Pelzhändler ein akzeptierter Brauch. 
                      Ferner nahmen die Leute aus Montreal das Transportsystem 
                      an, mit dem die Franzosen den Handel landeinwärts gebracht 
                      hatten. Es basierte auf dem indianischen Birkenrindenkanu 
                      und der Paddelkraft des frankokanadischen Voyageurs. Ihre 
                      Route folgte der traditionellen Pelzhandelsstraße: 
                      von Montreal aus dem Ottawa River hinauf, über den 
                      nördlichen Kanal des Huronsees nach Michilimackinac, 
                      dann über den Lake Superior nach Grand Portage, demVerschiffungshafen 
                      und Lager für den Nordwesten. 
                    Die Organisation des Handels 
                      Auch hierin entstanden gewisse Ähnlichkeiten zwischen 
                      Engländern und Franzosen. Die schlichten Notwendigkeiten 
                      beim Planen des Handels mit den Eingeborenen oder beim Bestellen 
                      und Transportieren von Waren und Vorräten und beim 
                      Verkauf der Pelze führten zu einer Arbeitsteilung durch 
                      die Bildung von Partnerschaften zwischen Händlern im 
                      Inland und Kaufleuten in Montreal. In den Kindertagen der 
                      britischen Oberherrschaft lag der Hauptunterschied zum französischen 
                      System in der Anzahl der Konkurrenzunternehmen außerhalb 
                      Montreals. Heftiger, manchmal gewaltsamer Wettbewerb unter 
                      diesen verschiedenen Interessen entstand durch zunehmende 
                      Opposition gegen die "Krämer" aus Montreal 
                      durch die Hudson Bay Company. Um dem Ruin zu entgehen, mußten 
                      die Leute aus Montreal ihre Streitereien untereinander einstellen, 
                      um ihre Kräfte nicht zu vergeuden. Aus diesen zunächst 
                      formlosen Einigungen entstanden eine Anzahl Vereinigungen, 
                      deren mächtigste die North West Company wurde. 
                    Die Anfänge der North West Company 
                      Nachdem die NWC zunächst nur aus losen Zusammenschlüssen 
                      von Händlern bereits vor 1780 entstand, kam es erst 
                      im Winter 1783/84 zu einem festen Vertrag unter diesem Namen. 
                      Anders als die HBC, erhielt die NWC nie eine Verfassungsurkunde, 
                      sondern handelte statt dessen durch eine Reihe von Übereinkommen 
                      zwischen Händlern in Montreal und im Inland. Durch 
                      das Übereinkommen von 1804 übernahm die NWC ihren 
                      letzten ernsthaften Gegner, die XY oder New NWC. Von da 
                      an bis zu ihrem eigenen Aufgehen in der Hudson Bay Company 
                      im Jahre 1821, besaß die NWC buchstäblich das 
                      Monopol über den gesamten Handel, der von Montreal 
                      aus nach Nordwesten gerichtet wurde. 
                      Die Antriebskraft hinter den frühen Triumphen der NWC 
                      war der im schottischen Hochland geborene Händler aus 
                      Albany, Simon McTavish. Bald erhielt die NWC eine hauptsächlich 
                      schottische Färbung, da McTavish und seine Partner 
                      ihre Clans ins Geschäft holten. 
                      Unter den jungen Schotten, die "Möglichkeiten" 
                      im Pelzhandel suchten, befanden sich Simons Neffen, William, 
                      Duncan und Simon McGillivray aus Ivernesshire. William war 
                      der erste nichtfranzösische festangestellte Händler 
                      oder Buchführer im Innern der Firma; später wurde 
                      er Nachfolger seines Onkels als Vorsitzender der Firma. 
                    Von Grand Portage nach Fort William 
                      Bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts benutzte die NWC 
                      die alte französische Route nach Westen durch Grand 
                      Portage und den Pidgeon River. Grand Portage wuchs zu einem 
                      Hauptdepot für die Verschiffung von Gütern und 
                      Pelzen heran und wurde der Treffpunkt für die Händler 
                      aus Montreal und ihre im Inland überwinternden Handelspartner. 
                      Der Friedensschluß von 1783, der den amerikanischen 
                      Unabhängigkeitskrieg beendete, machte den Pidgeon River 
                      zur Grenze zwischen den USA und Britisch-Nordamerika. Obwohl 
                      sich Grand Portage nun auf amerikanischen Boden befand, 
                      blieb es für den Montrealer Pelzhandel das Depot am 
                      Lake Superior, und zwar noch zwanzig Jahre lang. Erst 1800, 
                      als ein Zoll auf alle über den Portage gebrachten britischen 
                      Waren drohte, wurden die Händler gezwungen, ihre Tätigkeit 
                      auf britischen Boden zu verlegen. 
                      Im Jahre 1801 waren die Rivalen NWC und New NWC (die XY 
                      Company) damit beschäftigt, getrennte Niederlassungen 
                      am nördlichen Ufer des Kaministikwia River zu errichten, 
                      nicht weit von der Stelle, an der sich die alten französischen 
                      Forts befunden hatten. 
                      1803 hielt die NWC ihre erste Jahreshauptversammlung im 
                      neuen Fort ab, das den Namen "Kaminitiquia" erhielt. 
                      Im Anschluß an das Übereinkommen zum Zusammenschluß 
                      wurde das Gebiet "Kaminitiquia" (so wurde der 
                      Name in Dokumenten jener Zeit noch buchstabiert) so weit 
                      ausgedehnt, daß es auch den kurzlebigen XY-Handelsposten 
                      umschloß. Im Jahre 1807 wurde das inländische 
                      Hauptquartier der NWC zu Ehren des Hauptoberaufsehers der 
                      Gesellschaft, William McGillivray, in Fort William umbenannt. 
                    Fort William: Ort der Jahresversammlungen 
                      Als das Zentrum des großen Handelsnetzes der NWC beherbergte 
                      Fort William die jährliche Versammlung, das Zusammentreffen 
                      von wohl zweitausend Menschen aus dem gesamten Kontinent. 
                      Ein solcher Treffpunkt war notwendig, da es für Kanus 
                      unmöglich war, innerhalb der frostfreien Zeit die ganze 
                      Runde zwischen Montreal und den weitverstreuten Posten der 
                      NWC zu bewältigen. Ein kunstvolles Transportsystem 
                      ermöglichte es, daß jedes Frühjahr Kanus 
                      mit Handelsware von Montreal aus aufbrechen konnten, um 
                      ihre Ladung mit pelzbeladenen Kanus aus dem Norden und dem 
                      Westen auszutauschen. Da die Inlandflüsse und Seen 
                      kleinere Kanus forderten als die Großen Seen und das 
                      System des Ottawa River, lag der logische Treffpunkt an 
                      der Stelle, an der die Boote von Osten und Westen zusammentrafen. 
                      Nach dem Verlust von Grand Portage lag dieser Punkt am Zusammenfluß 
                      des Kaministikwia River mit Lake Superior, dem Standort 
                      von Fort William. 
                     
                    Die Funktion Fort Williams 
                      Fort Williams zahlreiche Funktionen bei den Unternehmungen 
                      der NWC waren wie folgt: 
                      - Treffpunkt für das Jahrestreffen der Direktoren und 
                      Partner 
                      - Inlandbüro der Gesellschaft 
                      - Lagerhaus für Handelsgüter, Vorräte und 
                      Pelze 
                      - Versandstützpunkt zwischen Lake Superior und den 
                      Binnenwasserwegen 
                      - Wartungsstelle zur Herstellung und Reparatur verschiedener 
                      Handelsgegenstände und der verschiedenen Behälter 
                      zum Kochen, Lagern und Verschiffen 
                      - Zentrum für den Bau und die Reparatur der Transportfahrzeuge 
                      für den Pelzhandel, nämlich Schoner, Bateaux und 
                      Kanus 
                      - landwirtschaftlicher Stützpunkt zur Versorgung der 
                      Angestellten der NWC 
                      - Quartiere zur Unterbringung, Verpflegung und Ausrüstung 
                      der Angestellten 
                      - Mittelpunkt für die Zusammenkünfte und Festlichkeiten 
                      - Handelsposten für den Handel mit ortsansässigen 
                      Indianern 
                      - Handelszentrum für das Fort Williams Department, 
                      das die Gegend um Lake Superior und den Westen bis nach 
                      Lac la Pluie (Rainy Lake) umschloß. 
                    Die Pelzhändlergesellschaft in Fort 
                      William 
                      In jedem Sommer gab das Jahrestreffen einen Überblick 
                      über die vielfältigen zusammenwirkenden Beziehungen 
                      der unterschiedlichen Leute, um die sich der Pelzhandel 
                      drehte: die Schotten, die Frankokanadier, und hauptsächlich 
                      die Indianer. Diese drei Gruppen spiegelten in etwa die 
                      drei sozialen Hauptgruppen innerhalb des Pelzhandels wider: 
                      die Kaufleute und Händler, die Voyageure und Arbeiter 
                      und die Jäger und Fallensteller. Diese Einteilung ist 
                      jedoch nicht exakt. Einige Schotten waren Arbeiter, einige 
                      Eingeborene waren Voyageure, einige Frankokanadier waren 
                      Händler. Viele andere Nationalitäten und Rassen 
                      waren gleichfalls im Pelzhandel vertreten, wenn auch begrenzt. 
                    Die Kaufleute oder Managerklasse 
                      Die Managerklasse wurde hauptsächlich aus Schotten 
                      gebildet und war in drei Hauptgruppen unterteilt. Die Agenten 
                      aus Montreal besaßen die Oberaufsicht über die 
                      Firma und arrangierten den Import und Transport von Handelsgütern 
                      und den Verkauf der Pelze. Die überwinternden Partner 
                      beherrschten die Departements im Inland, und die Buchhalter 
                      führten die Bücher und organisierten die kleineren 
                      Posten. Jeden Sommer versammelten sich diese Händler 
                      in Fort William. (Bourgeois (Bürger), wie sie von den 
                      Franzosen genannt wurden) Dort taxierten sie die Jahresausbeute 
                      an Pelzen, stellten die Waren für den Handel des nächsten 
                      Jahres zusammen und machten Pläne für die Zukunft. 
                    Die Engagés oder Arbeiter 
                      Die von der NWC angestellten Frankokanadier führten 
                      die meisten für den Pelzhandel nötigen Arbeiten 
                      aus. Sie waren die Engagés, so genannt nach dem Vertrag 
                      oder Engagement, den jeder von ihnen mit der NWC abgeschlossen 
                      hatte. (Die Ausnahmen sollten beachtet werden. Nicht alle 
                      Frankokanadier im Pelzhandel waren Engagés, einige 
                      wurden auch Buchhalter und ein paar wenige Partner. Umgekehrt 
                      waren nicht alle Engagés Frankokanadier, eine kleine 
                      Anzahl waren auch Briten, Indianer oder andere Nationalitäten.) 
                      Die große Mehrzahl der Engagés waren Voyageure, 
                      die Arbeitskräfte, die die Kanus paddelten und die 
                      Waren und Pelze über zahllose Tragestellen zwischen 
                      den Wasserwegen schleppten. Im Montrealkanu fuhren 8-10 
                      Männer, die "mangeurs de lard" (Speckfresser) 
                      genannt wurden und für die Fahrt Montreal - Fort William 
                      und zurück angeheuert wurden. Die Nordkanus trugen 
                      5-6 Männer, die man "hivernants" (Überwinterer) 
                      oder "hommes du nord" (Nordmänner) nannte 
                      und die die Kanus von den Außenposten der NWC nach 
                      Fort William und zurück brachten. Außer den Führern 
                      der Kanubrigaden schliefen die meisten Voyageure außerhalb 
                      der Palisade des Forts. Dennoch waren sie durch ihre Tätigkeiten 
                      bei der Arbeit und im gesellschaftlichen Spiel ein integrierter 
                      Teil des Jahrestreffens. 
                      Die in Fort William verbleibenden Engagés wurden 
                      als fähige Händler und gewöhnliche Arbeiter 
                      angeheuert, obwohl viele von ihnen während der Fahrt 
                      zum Fort als Voyageure hatten agieren müssen. Diese 
                      Arbeiter, in der Hauptsache Frankokanadier, erledigten Aufgaben 
                      wie Fischen, Jagen, Landwirtschaft, Bauen und Erhalten des 
                      Forts, Herstellung und Reparatur von Handelsgegenständen, 
                      sowie Bau und Reparatur von Kanus und Segelschiffen. 
                    Die Indianer 
                      Ohne die eingeborenen Völker wäre der Pelzhandel 
                      nicht möglich gewesen, da sie die Technik des Baues 
                      von Birkenrindenkanus, der Herstellung von Mokassins und 
                      Schneeschuhen ebenso lieferten wie ihre eigenen Fähigkeiten 
                      beim Fallenstellen, Fischen, Jagen, Ernten und Führen. 
                      Es war jedoch die europäische Technologie, die den 
                      Indianer dazu bewegte, seine Arbeit beizusteuern. Die große 
                      Anziehungskraft, die europäische Waren auf den Eingeborenen 
                      ausübten, spiegelte sich in der großen Vielfalt 
                      der in Fort William gelagerten, zum Versand ins Binnenland 
                      bestimmten Handelsgüter. 
                      Obwohl der Handel mit Indianern an Ort und Stelle im Vergleich 
                      zu dem in den Außenposten unbedeutend war, gab es 
                      einen beträchtlichen Anteil von Eingeborenen im Fort. 
                      Der Indianerladen innerhalb des Forts, das Lager außerhalb 
                      der Palisade, die Arbeit der Indianer für die Gesellschaft 
                      und die vielen Heiraten zwischen Indianerinnen und Angestellten 
                      der NWC gemäß "Landessitte", dies alles 
                      bezeugt den wichtigen Anteil der Eingeborenen am Pelzhandel. 
                    Die freien Kanadier und die Métis 
                       
                      Zusätzlich zu diesen Gruppen entstand mit der Zeit 
                      eine neue. Viele Engagés zogen es vor, bei Ablauf 
                      ihrer Verträge nicht in das untere Kanada zurückzukehren. 
                      Sie blieben im Nordwesten und wurden als "freie" 
                      Kanadier bekannt. Durch ihre Heiraten mit Indianerinnen 
                      schufen sie eine wachsende Bevölkerung von Mischlingen. 
                      Diese wurden "Bois-Brûlés" ("verbranntes 
                      Holz", wegen ihrer Hautfarbe) genannt, oder aber Métis. 
                      (Mestizen, spanisch für gemischt) Letzterer Name wird 
                      heute hauptsächlich benutzt. 
                      In Fort William gab es eine Ansiedlung von freien Kanadiern 
                      und Mestizen auf der andern Seite des Flusses, aus der Arbeitskräfte 
                      für Gelegenheitsarbeiten (ohne Vertrag) angeheuert 
                      wurden. 
                    Die Jagd nach der Nordwestpassage 
                      Die Rolle Fort Williams als inländisches Hauptquartier 
                      der NWC deckte sich mit dem Höhepunkt der Gesellschaft 
                      selbst im Handel und in der räumlichen Ausdehnung. 
                      Die großen Forscher dieser Zeit waren Partner der 
                      NWC. Schon 1778 öffnete Peter Pond das Athabascaland 
                      für den Pelzhandel. Aber der Aufwand beim Transport 
                      der Handelsgüter und Pelze mit dem Kanu nach und von 
                      Montreal wurde um so beschwerlicher, je weiter die zu bewältigende 
                      Strecke war. 
                      Die relative Nähe der Hudson Bay machte diese zum logischen 
                      Absatzpunkt für die reiche Beute an Pelzen, die die 
                      Leute der NWC im Athabascaland zusammengetragen hatten. 
                      Da die Bucht jedoch durch die verbrieften Rechte der Hudson 
                      Bay Company versperrt war, begann die NWC mit der Suche 
                      nach einem Weg zum Pazifischen Ozean. Man glaubte, eine 
                      solche Route würde nicht nur kürzer und billiger 
                      als die Fahrt nach Montreal sein, sondern auch die lang 
                      gesuchte Nordwestpassage zum Meer im Westen werden, - auf 
                      dessen anderer Seite der legendäre chinesische Markt 
                      für die Pelze aus Nordamerika liegen sollte. 
                    Forschungsreisen der NWC-Partner 
                      Im Jahre 1789 scheiterte der erste Versuch, eine befahrbare 
                      Route zum Pazifik zu finden, als Alexander Mackenzie auf 
                      seiner ersten Entdeckungsreise den Fluß hinunter, 
                      der jetzt seinen Namen trägt, statt dessen in die Arktis 
                      gelangte. Obwohl Mackenzie i m Jahre 1793 tatsächlich 
                      den Pazifik erreichte, führte diese Route über 
                      weite Landstrecken und war daher für regelmäßigen 
                      Kanuverkehr unbrauchbar. Trotz dieses Versagens war Mackenzies 
                      Leistung bemerkenswert; er war der erste, von dem man weiß, 
                      daß er den Kontinent nördlich von Mexiko durchquert 
                      hat. Nach Veröffentlichung seines Buches, in dem er 
                      seine Reisen beschreibt, wurde er zum Ritter geschlagen. 
                      1808 wurde die Suche fortgesetzt, als Simon Fraser den nach 
                      ihm benannten, wilden und furchterregenden Flußlauf 
                      hinunterfuhr. Wenn es Fraser auch gelang, den Pelzhandel 
                      bis zu den Westhängen der Rockies auszudehnen (das 
                      Caledonia-Department der NWC, Caledonia=Schottland), scheiterte 
                      er doch gleichfalls an dem Versuch, die Ausweichstrecke 
                      zum Meer zu finden. 
                      Es blieb dem Geographen David Thompson überlassen, 
                      einen brauchbaren Weg durch die Berge zu finden, als er 
                      den Columbia River von seiner Quelle bis zum Pazifik verfolgte. 
                      Dies geschah im Jahre 1811. Auf diese Weise fand Thompson 
                      die Nordwestpassage, das ewige Traumziel der kanadischen 
                      Forscher. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang folgten nun 
                      die Brigaden des westlichen Pelzhandels dem von ihm vorgezeichneten 
                      Weg von den Osthängen der Rockies über den Athabasca 
                      Paß und den Columbia hinunter bis zum Pazifik. 
                    Astoria - Fort George 
                      Kurz bevor Thompson den Ozean erreichte, hatte die Pacific 
                      Fur Company des Amerikaners John Jacob Astor an der Mündung 
                      des Columbia das Fort Astoria errichtet. Dadurch nicht eingeschüchtert 
                      sandte die NWC zwei Expeditionen nach Astoria, als der Krieg 
                      von 1812 begann: eine über Land von Fort William aus, 
                      und die andere über das Meer von England aus. Da mit 
                      Verstärkung durch die amerikanische Regierung in der 
                      Kriegszeit nicht zu rechnen war, hatten die Leute von Astoria 
                      keine andere Wahl, als das Fort der NWC zu übergeben. 
                      Astoria wurde zu Fort George, dem Hauptquartier des Columbia 
                      Departments der NWC. 
                    Das Reich der NWC 
                      Mit der Inbesitznahme von Astoria vollendete die NWC ihr 
                      Reich. Ihre Handelsrouten umspannten nicht nur den Kontinent, 
                      sondern die halbe Erdkugel, von London um Kap Hoorn zum 
                      Columbia River, dann nach Hawaii und den chinesischen Märkten. 
                      Ein Hinweis auf die weltweite Ausdehnung der NWC-Beziehungen 
                      war die Gegenwart von Bewohnern der Sandwichinseln (Hawaii) 
                      in Fort William im Jahre 1815. 
                      Jenseits der besiedelten Gebiete Kanadas war der Pelzhandel 
                      in der Wirtschaft vorherrschend, und die NWC beherrschte 
                      den Pelzhandel. In Kanada selbst war der Schiffsverkehr 
                      auf den Großen Seen und der Warentransport mehr oder 
                      weniger in das Handelsimperium der Montrealer Pelzhändler 
                      integriert. In den Worten des Historikers Donald C. Creighton 
                      war die NWC "der erste große, transkontinentale 
                      Konzern der kanadischen Geschichte" geworden. 
                    Der Niedergang 
                      Die Erfolge der NWC lösten selbst ihren Niedergang 
                      aus. Die Kanurouten zogen sich von Montreal aus weiter und 
                      weiter in den Kontinent hinein, und gleichzeitig wurden 
                      die Transportkosten höher und höher. Das Abenteuer 
                      der Entdeckung des Columbia River und der daraus entstehende 
                      Handel mit China zehrte gleichfalls am Kapital der Gesellschaft. 
                      Während dessen verstärkte die Hudson Bay Company 
                      ihren Wettbewerb von ihrem günstigeren Standort in 
                      der Bay aus. 
                      Vielleicht hätte die NWC diese Hindernisse überwinden 
                      können, wenn nicht zwei Ereignisse der kanadischen 
                      Geschichte ihr Ende beschleunigt hätten. 
                    Der Krieg von 1812 
                      Das Transportsystem der NWC östlich von Fort William 
                      erfuhr durch den Krieg von 1812 empfindliche Unterbrechungen. 
                      In Sault St. Marie wurden Bauten der Gesellschaft, darunter 
                      ihre Schleusen und ihre Sägemühle, von der US-Armee 
                      zerstört, ebenso viele ihrer Schiffe auf den Großen 
                      Seen. Waren und Vorräte wurden knapp aufgrund der Einschränkungen 
                      im Handel und aufgrund von Übergriffen im Schiffahrtsverkehr 
                      sowohl auf den Binnengewässern, als auch auf See. Trotz 
                      dieser Rückschläge schienen die Feindseligkeiten 
                      mit einem Sieg der Montrealer Pelzhändler zu enden. 
                      Mit ihrer Hilfe vermochten die Briten die Vorherrschaft 
                      über die großen Seen und den oberen Mississippi 
                      zu sichern. Doch der Vertrag von Ghent, der den Krieg beendete, 
                      sowie die darauf folgenden Grenzverträge erklärten 
                      diese militärischen Eroberungen für nichtig und 
                      beschleunigten so den Niedergang des Pelzhandels. 
                    Lord Selkirk und die Niederlassung am Red 
                      River 
                      Westlich von Fort William entstand eine weitere Spaltung 
                      durch die Gründung der Niederlassung am Red River auf 
                      dem Land, das Lord Selkirk 1811 von der Hudson Bay Company 
                      überlassen wurde. Selkirk, ein schottischer Philanthrop, 
                      der in der HBC zu einiger Macht gelangt war, wollte dort 
                      eine Kolonie für schottische Kleinbauern gründen, 
                      denen man ihr Land weggenommen hatte. Diese Siedlung jedoch 
                      breitete sich über die NWC Nachschubroute aus und behinderte 
                      außerdem die Büffeljagd, die Quelle für 
                      die Vorräte an Pemmican, mit dem die Kanubrigaden versehen 
                      wurden. Für die NWC stellte die Gründung von Assiniboia 
                      (so wurde sie Siedlung genannt) einen Versuch der HBC dar, 
                      die Lebenslinie der NWC zu zerstören und am Ende die 
                      Gesellschaft selbst. Der heftige Widerstand der NWC-Leute 
                      und ihrer Mestizen-Büffeljäger gegen die Siedlung 
                      wurde dadurch verschlimmert, daß der Gouverneur von 
                      Assiniboia eine Handelssperre für den Export von Pemmican 
                      erließ. Die Feindseligkeiten zwischen beiden Parteien 
                      steigerten sich und gipfelten schließlich am 19. Juni 
                      1816 in einem Zusammenstoß zwischen Siedlern und Mestizen, 
                      bei dem 22 Siedler getötet wurden. 
                      Das Unglück brach über Fort William selbst herein. 
                      Als Vergeltung für das Massaker von Seven Oaks nahm 
                      Lord Selkirk mit Hilfe von schweizerischen Söldnern, 
                      die am Red River siedeln sollten, Fort William ein. Die 
                      Partner der Gesellschaft im Fort wurden verhaftet und nach 
                      Montreal geschickt, unter der Anklage von "Verschwörung, 
                      Verrat und Beihilfe zum Mord" vor Gericht gestellt. 
                      In den folgenden zehn Monaten hielten Selkirks Truppen Fort 
                      William besetzt und brachten so den Handel der NWC zum Stillstand. 
                      Diese Geschehnisse und die teure Prozeßführung 
                      führten zum raschen Niedergang der Gesellschaft, der 
                      zum Bankrott führen sollte. 
                     
                      Der Zusammenschluß von 1821 
                       
                      Ihre endgültige Niederlage gegenüber der Hudson 
                      Bay Company erlitt die NWC beim Zusammenschluß der 
                      Gesellschaften im Jahre 1821. William McGillivray klagte: 
                      Nun ist der Pelzhandel für immer für Kanada 
                      verloren! Der Vertrag von Ghent (der den Krieg von 1812 
                      beendete) zerstörte den Handel im Süden - dennoch 
                      hielten die Kapitalbemühungen einiger Personen unter 
                      großen Nachteilen den Handel im Süden noch aufrecht 
                      gegen eine verbriefte Gesellschaft, die ihre Waren für 
                      weniger als die Hälfte der Kosten ins Land brachte, 
                      die wir zu tragen hatten - aber es wäre mehr als Wahnsinn 
                      gewesen, diesen Wettbewerb noch länger aufrechtzuerhalten. 
                       
                      (Archive von Ontario, Strachan-Papiere, William McGillivray 
                      an John Strachan am 26. Juli 1821.) 
                      Dennoch, obwohl die NWC bei der Fusion ihren Namen verloren 
                      hatte, lebte ihr Erbe in der "Bay" fort, die nun 
                      durch die Einführung von NWC-Leuten (Nordwestern) und 
                      ihrer Methodik neu belebt wurde. Auch in einem viel weiteren 
                      Sinn lebte das Erbe der NWC fort. Nach Einschätzung 
                      des großen kanadischen Volkswirtschaftlers Harold 
                      A. Innis hatte die Gesellschaft das Fundament für den 
                      zukünftigen Staat Kanada geschaffen. 
                    Der Posten der Hudson Bay Company in Fort 
                      William 
                      Nach der Fusion diente Fort William nicht mehr als Brücke 
                      zwischen Osten und Westen. Pelze und Waren wurden nun durch 
                      die Bucht geleitet, und in Wahrheit wurde die Verbindung 
                      der Gegend mit dem östlichen Kanada beinahe verschlechtert. 
                      Als Posten der HBC verlor das Fort an Wichtigkeit und wurde 
                      1881 schließlich geschlossen, zwei Jahre, bevor das 
                      erste Korn aus dem Westen auf dem Schienenwege ankam. 1902 
                      wurde das letzte Gebäude des Forts, der Steinerne Laden 
                      der NWC, eingeebnet, um Platz für den Frachthof der 
                      Kanadisch-Pazifischen Eisenbahn zu schaffen. 
                      Die Zeit zwischen 1821 und 1881 in Fort William ist wichtig 
                      als Verbindung zwischen den Nordwestern und dem neuen Industriezeitalter, 
                      als der Treffpunkt der NWC erneut ein Versandausgangspunkt 
                      zwischen Osten und Westen wurde. Der Hauptunterschied lag 
                      in der Technologie, Kornaufzüge und Frachtschuppen 
                      nahmen den Platz von Birkenrindenkanus, Bateaux und Schonern 
                      der vergangenen Zeit ein. 
                     
                      Anhang 
                      Voyageur-Kleidung 
                    Der franko-kanadische Voyageur war für seine malerische 
                      Kleidung bekannt. Der Pelzhandel als Verschmelzung eingeborener, 
                      franko-kanadischer und britischer Einflüsse verlieh 
                      seinem Äußeren entschiedene Eigenheiten. Die 
                      von den Darstellern des Voyageurlebens im alten Fort William 
                      getragenen heutigen Kostümentwürfe wurden von 
                      zeitgenössischen Dokumenten über den Pelzhandel 
                      und Illustrationen zum Leben im damaligen Quebec und im 
                      kanadischen Nordwesten abgeleitet. 
                    Der traditionelle Voyageur trug ein buntes Hemd, Stoff- 
                      oder Hirschhauthosen und Mokassins oder rindslederne Schuhe. 
                      Oft band er zum Schutz gegen Sonne und Fliegen ein Tuch 
                      um seinen Hals. Über sein Hemd zog er eine Jacke oder 
                      Weste. Im Winter bestand sein Oberkleid aus der Kapote, 
                      einer mantelartigen, mit einer Kapuze versehenen Decke, 
                      die von den Frankokanadiern und Pelzhändlern getragen 
                      wurde. Um die Taille trug er die ceinture flechée 
                      (pfeilmusterartig verzierter Gürtel), eine farbige, 
                      handgewebte Schärpe; um seine Waden band er oft Strumpfbänder 
                      mit ähnlichem Muster. 
                      Je nach der Länge seines Dienstes und nach seiner Stellung 
                      in der Hierarchie der Kanubrigade konnten andere Verfeinerungen 
                      hinzugefügt sein. Die Anführer der Kanubrigaden 
                      trugen oft einen Zylinder aus Biberfilz; diejenigen, die 
                      im Hinterland überwinterten, verzierten ihre Zylinder 
                      mit Straußenfedern. Als Kopfbedeckungen für Voyageure 
                      wurden ferner blaue oder rote runde Hüte, weitkrempige 
                      Hüte oder Kopftücher verwendet. 
                      Man sollte noch beachten, daß in der von Fort William 
                      dargestellten Zeit (1803 - 1821) das glattrasierte Äußere 
                      in Nordamerika vorherrschte. Gemälde der Zeit zeigen 
                      die Voyageure bartlos, das Haar in verschiedenen Längen 
                      getragen. Zwar werden sie auf Reisen unrasiert gewesen sein, 
                      aber bevor sie in Fort William oder einem anderen Posten 
                      ankamen, putzten sie sich heraus, so prachtvoll sie nur 
                      konnten. Die von den Pelzhändlern geführten Tagebücher 
                      beschreiben die Voyageure ohne Unterschied als Dandies von 
                      ausgefallenstem Geschmack. 
                    Das Capote 
                      Der mit einer Kapuze versehene große Mantel, das Capote 
                      oder Capot, wurde aus einer Wolldecke oder Wolldeckenmaterial 
                      gefertigt oder aus Moltonstoff. Die Frankokanadier trugen 
                      meist solche aus Kammgarn. Ein Inventar Fort Williams von 
                      1816 führt mehrere Arten von Capots auf: Molton, geschnürtes 
                      Molton, grauer oder weißer Stoff, grüner Irokesenstoff, 
                      blauer Irokesenstoff, blauer gewebter Stoff, Illinois oder 
                      Wolldecken. 
                    Das Hemd 
                      Der Zuschnitt der in Old Fort William gezeigten Hemden basiert 
                      auf den Hemden der Voyageure auf alten Gemälden. Der 
                      Ärmelschnitt und die weite Paßform erlauben freie 
                      Armbewegungen. Der Kragen ist typisch für die Arbeitskleidung 
                      des frühen 19. Jahrhunderts und wurde sowohl zugeknöpft 
                      als auch offen getragen. Das historische Material war Baumwolle 
                      aller Arten, vor allem Kattun in hellen Farben, oft gestreift 
                      oder mit einem zarten Muster bedruckt. Auch Flannell wurde 
                      verwendet, ein lose gewebter Wollstoff, meist bunt oder 
                      kariert.  
                    Die Hosen 
                      Die Überwinterer trugen oft Hosen aus gegerbtem Leder, 
                      das sie aus den Häuten der in der Gegend erjagten Tiere 
                      fertigten. Die Knappheit des Großwildes um Fort William 
                      und das Diktat der Mode machte jedoch importierte Stoffe 
                      zum Hauptmaterial für Hosen. Inventare zeigen eine 
                      große Auswahl an Stoffhosen aus Materialien wie Russia 
                      Duck (russische Ente, ein starkes, ungeköpertes segeltuchartiges 
                      Leinen), Kord, grauer, blauer oder olivfarbener grober Wollstoff, 
                      oder auch zwillichartiger, gestreifter Baumwollstoff. 
                    
                     
                      Einige historische Zitate 
                    David Tompson, 1786: 
                      Die Männer waren alle Frankokanadieer mit langen 
                      roten oder blauen Mützen, die zur Hälfte vom Kopf 
                      herunterhingen; sie trugen graue Capots oder Deckenmäntel, 
                      die sie um ihre Mitte gürteten; ihre Hosen waren aus 
                      grauem Stoff oder Garleder, ihre Schuhe ebenso. 
                    Ross Cox, 1817: 
                      Die Kleidung des Voyageurs besteht gewöhnlich aus 
                      einer Decke mit Leder- oder Stoffhosen, Mokassins, einem 
                      gestreiften Baumwollhemd und einem Hut oder einer Pelzmütze. 
                      Sie belasten sich selten mit einer Weste; im Sommer tragen 
                      sie den Hals gewöhnlich frei. Sie tragen Gürtel 
                      aus abgestuften Kammgarn, an die sie ihre Messer, Tabaksbeutel 
                      etc. hängen. 
                    J. J. Bigsby, 1820: 
                      Alle gebürtigen Kanadier der Arbeiterklasse tragen 
                      grobe, graue Kleidung ihrer eigenen Herstellung und im Winter 
                      den warmen, mit einer Kapuze versehenen Capote von der selben 
                      Farbe, den sie mit einem Kammgarngürtel um ihren Körper 
                      binden. 
                     
                      
                      
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