Hintergrund unserer Aktion war, ein Kanu zu bauen, das
in erster Linie dem historischen Aussehen entspricht, in
zweiter Linie weitgehend der historischen Herstellung nahe
kommt. Dieser Workshop sollte uns aber erst einmal grundlegende
Erfahrungen bringen und möglichst geringe Investitionen
verursachen. Schließlich hatte niemand von uns detaillierte
Vorkenntnisse und ein Scheitern war durchaus möglich.
Bei der Herstellung sind wir deshalb manchmal großzügige
Kompromisse eingegangen, vor allem wenn die alte Methode
klar war und wir sie problemlos beherrschten, die moderne
Methode aber Zeit und Kraft sparte. So haben wir die Löcher
nicht mit der Ahle gebohrt, sondern mit einer Akkubohrmaschine.
In etlichen Fällen war es notwendig, schnell und problemlos
zu fixieren; dies machten wir natürlich mit Schrauben,
statt zu nähen. Denn schließlich läßt
sich Sperrholz ja auch nicht genauso verarbeiten wie Birkenrinde.
Los geht es dann endlich mit der Verbindung der beiden
Sperrholzplatten, in diesem Falle wurden sie vernäht.
Diese Gesamtplatte stellt dann die vom Baum gelöste
Rolle aus Birkenrinde dar. Das Sperrholz ist handelsübliche
Ware in preisgünstiger Qualität in der Stärke
4mm.
Die vernähten Platten werden auf den Boden gelegt.
Aus zwei Dachlatten wird der Bodenrahmen auf die Schnelle
hergestellt, auf die Platten gelegt und an der Mittellinie
ausgerichtet. In unserem Fall konnten wir uns das Beschweren
mit Steinen sparen, weil wir unter einem Dach arbeiten und
somit viel kraftsparender mittels Stangen an den Sparren
verspreizen können. So machen es die Norweger.
Seitlich und an den Steven wird das Sperrholz nun eingesägt,
damit es beim Hochbiegen die Kanuform annehmen kann.
Das Hochbiegen geschieht nun langsam und
mit Gefühl. Dabei gießen wir kochendes Wasser
auf das Holz, um es geschmeidig zu machen. Ohne dies würde
das Sperrholz sicherlich brechen. Stück für Stück
wird hochgebogen.
Anschließend werden die Steven eingearbeitet. Die
Steven wurden im Vorfeld hergestellt, indem dünne Eschenleisten
über einer Form gebogen und verleimt wurden. Das Sperrholz
wird an den Spitzen zugesägt und mit den Steven grob
verschraubt.
Nachdem das Sperrholz nun in Form gebracht wurde, werden
die äußeren Süllrandleisten provisorisch
fixiert. Diese halten die hochgebogenen Lappen der Bootshülle
einigermaßen an Ort und Stelle. Die vorherigen Halter
können entfernt werden, da sie beim nächsten Arbeitsschritt
stören: Beim Einbau des inneren Süllrandes.
Jetzt wird der innere Süllrand aus Eschenleisten hergestellt.
Die Querstreben, die sogenannten Thwarts, werden mit den
Süllrandleisten verzapft und in unserem Fall mit PUR-Leim
verklebt. Historisch korrekt würden sie mit Holznägeln
fixiert und mit Fichtenwurzeln vernäht werden.
Der Bodenrahmen, der die ganze Zeit den Boden flachgehalten
hat, muß nun herausgenommen werden. Dann wird die
Süllrandkonstruktion in die Bootshülle eingepaßt
und entlang des Randes mittels Schrauben fixiert. Danach
kann das überstehende Sperrholz bündig gekürzt
werden. Jetzt ist das Kanu stabil genug, daß es transportiert
oder verräumt werden kann, bis zu gegebener Zeit die
Arbeit weitergeht.
Fortsetzung
Oktober 2007
- © Johannes Mühlrath
|