Schon öfters hatten wir zu vorgerückter Stunde herumgesponnen, was wir alles machen könnten, wenn uns ein Montreal-Kanu zur Verfügung stände. Dann vor einem Jahr etwa kam unser Bootsbaumeister Red Badger mit der Idee, wir könnten uns doch ein Schiff bauen: ein Yorkboot. Nachdem der Gedanke einige Zeit in den Köpfen herumgespukt hatte, sagten wir: Ja warum denn eigentlich nicht?
Einen konkreten Bootsplan hatten wir nicht. Möglichst lang stellte sich ein jeder das Boot vor. Bei der Überlegung zur Größe mußte die gewünschte Länge jedoch rasch wieder reduziert werden, nachdem die finanzielle Seite genauer betrachtet wurde. Denn zu den Baumaterialien mußte auch noch ein Bootsanhänger gerechnet werden. Wir einigten uns schließlich auf eine Länge von maximal acht Meter. Als Material sollten Massivholzplanken verwendet werden, genau wie damals auch. Um trotz der geringen Länge genügend Zuladung zu bekommen, wollten wir stärker in die Breite gehen. Dies erhöht die Kentersicherheit, verringert aber die Geschwindigkeit.
Planskizze. Folgende Maße als Richtlinie: Länge max. 8m, Breite ca. 2m, Höhe ca. 0,6m in der Mitte und ca. 1m am Steven.
Kurz darauf legte Red Badger los, konstruierte die Mallen, bereitete die Helling vor und baute den Kiel.
Der Bootsbauplatz ist vorbereitet, der Kiel gelegt und die Mallen sind fertig eingerichtet. Die Beplankung kann beginnen.
Danach begannen wir mit der Beplankung. Dabei mußten wir eine Planke dreimal neu anbringen, weil sie immer aufplatzte. Beim vierten Versuch schafften wir es, aber kurz danach platzte auch dieses Brett. Nach eingehender Beratung beschlossen wir, einer baldigen Fertigstellung und nicht einer technischen Anforderung den Vorzug zu geben: Sperrholz statt Massivholz! Die bereits angebrachten und fertig vernieteten Planken wurden wieder entfernt. (Mit Tränen in den Augen. Na ja, nicht ganz.)
Nach etlichen Mißerfolgen werden die Massivholzplanken wieder entfernt, so weh es auch tut.
Dann die ganze Arbeit nochmals von vorne, diesmal mit Sperrholz. Jetzt ging es deutlich besser, und nachdem die beteiligten Helfer sich nun eingearbeitet hatten, konnte an einem Arbeitswochenende jeweils ein Plankengang fertiggestellt werden. Das heißt: Planken anpassen, mit Schnellbauschrauben provisorisch befestigen. Wenn eine Reihe Planken komplett fertig ist, dann alles wieder demontieren, Dichtmasse auftragen, Planken wieder genau anbringen. Nach Aushärten der Dichtmasse werden die Schrauben entfernt und durch Kupfernieten ersetzt. Dann geht es weiter mit dem nächsten Plankengang.
Jede Planke muß einzeln angepaßt werden. Bis sie fertig verklebt und befestigt ist, sind viele Arbeitsschritte notwendig.
Anpassen und immer wieder messen und nacharbeiten. Manchmal will es einfach nicht recht vorangehen.
Jede Menge Kupfernieten wollen vernietet sein, bis jede Planke fix und fertig befestigt ist. Aber langsam nimmt das Boot Gestalt an. So mancher kann es schon nicht mehr erwarten.
Geschafft. Der letzte Plankengang ist angebracht, die Bootshülle ist vollendet. Bevor der Süllrand angegangen wird, muß noch nachgearbeitet und dann mehrmals gestrichen werden.
Es ist erschütternd! Nach Auswertung der Aufzeichnungen einer versteckten Überwachungskamera ist ans Tageslicht gekommen, wie der Oberbootsbaumeister bereits jetzt die Arbeiter für seine zukünftige Rolle als Kapitän mißbraucht:-)
Nun aber Spaß beiseite. Zu Beginn des Jahres 2008 haben wir mit unserem Projekt begonnen. Wir haben uns in der wärmeren Zeit des Jahres monatlich getroffen, um an unserem Boot zu arbeiten. Weil wir in den verschiedensten Gegenden wohnen, heißt das auch, daß für einige von uns dies mit erheblichen Anfahrtswegen verbunden war. Die jeweiligen Teilnehmer waren Leute der NWC, aber auch Bekannte von außerhalb, die entweder nur interessiert, oder aber voller Eifer und Enthusiasmus dabei waren. All diesen Leuten ist es zu verdanken, was bisher geleistet wurde.
Das Jahr neigt sich dem Ende zu, es bricht die kalte Jahreszeit an und die Außenarbeiten an unserem Projekt werden jetzt erst mal zum Erliegen kommen. Eine kurze und natürliche Pause, bevor es wieder weitergeht.